Ausgezeichneter Kuhkomfortstall
Die Unterallgäuer Stallbaufirma Wilhelm Kristen GmbH & Co. KG wurde auf der EuroTier in Hannover für ihren „Modularen Zukunftsstall“ mit dem erstmalig vergebenen Zukunftspreis-Tierhaltung "agrifuture concept winner 22“ ausgezeichnet.
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Praktikable und auch finanzierbare Antworten auf die Herausforderungen der heutigen Zeit lieferte der "Modulare Zukunftsstall" der Stallbaufirma Wilhelm Kristen GmbH & Co. KG auf der Euro-Tier, der Weltmesse für Tierhaltung in Hannover. Das familiengeführte Unternehmen wurde von der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) für seine 53-jährgen Pionierarbeiten und Ideen bei nachhaltiger Tierhaltung und dezentraler Energieproduktion als „agrifuture concept winner 22“, mit dem erstmals verliehen Zukunftspreis Tierhaltung, ausgezeichnet.
Modularer Zukunftsstall
Die beiden Geschäftsführer, Ingrid Kristen-Schreyögg und Ralf Schreyögg, mit ihren beiden Töchtern, Joanna und Leandra, waren mit einem zehnköpfigen Team auf der EuroTier vertreten, wo ihr „modularer Zukunftsstall“ präsentiert wurde: Der Stall kann für jede Tierzahl konzipiert werden. Sämtliche Baugruppen (Stroh-, Liege- und Fressbereich), die alle intelligent rund um den Melkroboter angeordnet sind, sind an keinerlei Raster gebunden und in alle Richtungen modular ausdehn-, und erweiterbar. Der Hauptvorteil soll die Ressourcen-Einsparung sein: Ohne kostspielige Fundamentierung ist für den Stall nur eine etwa 15 Zentimeter starke Bodenplatte (Ortbeton oder Fertigteile auf tragfähigem Grund) erforderlich, auf die die darauf liegenden Lasten abgetragen werden. Sämtliche planbefestigten Laufflächen (mit einer Mittelrinne ausgestattet) werden über Schieber oder Roboter gereinigt. Kot und Urin werden so emissionsreduziert in einem Querkanal abgeleitet.
Die um zehn Zentimeter erhöhten, 1,6 Meter langen Fressplätze werden mit zwei Prozent Gefälle und bei jedem zweiten Tier mit einem Trennbügel ausgestattet: „Jahrelange Erfahrung, unser ganzes Wissen und Können werden hier in ein möglichst langlebiges Produkt eingebracht“, betont Ralf Schreyögg. Die bebaute Fläche wird durch den Verzicht auf einen breiten Futtertisch ersetzt durch ein 90 Zentimeter breites Futterband oder eine Trog-Lösung. Zudem wird die Aufstallung gleichzeitig auch als Traggerüst für den Dachaufbau genutzt: Nagelbinder mit Rahmen darauf Dachschalung mit Gründach oder Dachziegel beziehungsweise Sandwich-Paneele. Unbedingt sollte darauf eine PV-Anlage montiert werden, damit der fürs Melken/Milchkühlen benötigte Strom selber erzeugt und der Stall möglichst energieautark betrieben werden kann.
Kuhkomfort steht im Mittelpunkt
Das gesamte Konzept ist rund um den Kuhkomfort aufgebaut. Die Chefin des Unternehmens betont: „Die Kuh steht an erster Stelle, genauso wie die Arbeitseffizienz des Bauers.“ Nach den stark gestiegenen Baupreisen kostet der gesamte Stall aktuell (inklusive Melkroboter/Kühltechnik ohne Güllegrube und Fahrsilo) pro Kuhplatz rund 14.500 Euro.
Ralf Schreyögg ergänzt: „Unser Stall soll den Tieren die bestmögliche Haltung ermöglichen und den Landwirten das Arbeiten mit dem Tier möglichst erleichtern.“ Daher freut die Firma sich sehr, dass es ihr nachhaltiges und ressourcenschonendes Stallbaukonzept geschafft hat, von 160 weltweiten Anmeldungen als „agrifuture concept winner 22“ ausgezeichnet zu werden.
Der Kuhplatz zählt
Ralf Schreyögg erkennt den Trend der Landwirtschaft zu einer: „hochleistenden Kuh mit langem Lebensalter“. Das lasse sich aber nur realisieren, wenn die Ställe so gebaut sind, dass es den Tieren gut geht: „Der Kuhplatz zählt, und das, was daraus erwirtschaftet wird.“
Der Durchschnittsstall, den Kristen von der Planung bis zur Schlüsselübergabe plant, konstruiert und fertigstellt, beginnt aktuell (für Südtiroler Bauern) bei etwa acht bis zehn Kühen und geht hinauf bis auf 2500 Kühe im Osten der Republik. Aktuell realisiert die Firma dort mehrere Stallbauten mit etwa 700 Kühen. Der große Schnitt der Stallneubauten aber liegt zwischen 80 und 200 Kühen. Aktuell erstellt das Familienunternehmen jedes Jahr etwa 14.000 Kuhplätze.
Blick in die Zukunft
Kristen geht auch im kommenden Jahr „sehr zufrieden“ in die Zukunft: „Die Firma hat zwar mit stark steigenden Preisen zu kämpfen, doch man muss auch sehen, dass die Branche in den letzten zehn Jahren ohne Zinsen und mit nur unmerklichen Preissteigerungen als mit einer gekauften Konjunktur wirklich verwöhnt war.“ Derzeit werden nicht nur neue Ställe gebaut, sondern auch viele alte Anlagen tierfreundlich umgebaut - mit dem Ziel, dem Tier und dem Landwirt mehr Komfort und mehr Arbeitseffizienz zu bieten.
Kristen hofft, dass ihr Auftritt und der Gewinn des Zukunftspreises in Hannover eine positive Resonanz unter den Landwirten erzeugt. Schließlich sei mit dem aktuellen Milchpreis die Situation in der Landwirtschaft nicht schlecht. Ralf Schreyögg sagt: „Bei der jetzigen, sehr hohen Inflation baue ich doch leichter jetzt schon einen Stall, sonst habe ich nach zehn Jahren nichts mehr davon.“
Bei Kristen kann jeder Bauherr die ihm am besten zusagende Konzept/Technik auswählen. Auch arbeitet die Firma gerne mit jedem ortsansässigen Handwerker vor Ort zusammen. Kristen liefert die Planung, Statik, Werkpläne und das Know-how. Die Beauftragung der einzelnen Gewerke kann auf Wunsch auch der Landwirt selber übernehmen.
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