Technische Hilfsmittel rund um die Kuh
Auf der Fachtagung für Milchviehhalter in Altbulach (Landkreis Calw) drehte sich
alles um die Automation im Milchviehstall. Die Melktechnik, egal ob konventionell oder automatisch, erleichtert den Arbeitsalltag, verursacht aber auch Kosten. Im Angebot gibt es zudem immer mehr technische Hilfsmittel rund um die Kuh. Doch welche eignen sich für den täglichen Praxiseinsatz und bringen ihnen einen Mehrwert?
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Die Frage, ob man in ein bestimmtes technisches Hilfsmittel im Milchviehstall investieren soll, lässt sich schnell und einfach beantworten. Egal, ob Kuhwaage, Klauenbad, Sensorik zur Körpertemperaturmessung, Ortsbestimmung oder Pansengesundheit, es müssen bestimmte Anforderungen erfüllt werden. Dazu zählen:
- Das Hilfsmittel bzw. die damit erwarteten Vorteile müssen sich für den Betrieb rechnen.
- Die Daten müssen für den Landwirt schnell verfügbar sein.
- Das Produkt muss einfach zu bedienen sein und ergebnisorientiert arbeiten.
- Es muss Handlungsanweisungen /-empfehlungen abgeben.
- Es muss für den Einsatz unter Stallbedingungen konstruiert sein: aktuell, robust und zuverlässig.
Sind diese Eigenschaften erfüllt, lohnt es sich, sich mit dem angedachten Hilfsmittel näher zu befassen. Die zusätzlich in den Stall integrierten technischen Hilfsmittel sollen schließlich einen Vorteil für sie als Landwirt bringen. Automatisierung ist das Zauberwort, das Sie bei Managementaufgaben, dem Controlling, der Tierbeobachtung aber auch beim Brechen von Arbeitsspitzen unterstützen soll.
Praxiserfahrung der Triesdorfer Tierhaltungsschule
Uwe Mohr von der Tierhaltungsschule in Triesdorf berichtet von den technischen Hilfsmitteln, die dort mit mehr oder weniger viel Erfolg eingesetzt werden. Im modernen Milchviehstall erfolgt die Erprobung und der Vergleich von automatischen Informationssystemen zu:
- Wiederkautätigkeits-Messsystemen
- Tierwaagen
- Pansen-pH- und Temperatur-Messsystemen
- Abkalbe-Überwachungssystemen
- Milchsensorik (Milchmenge, Leitfähigkeit, Fett-, Eiweiß- und Laktosegehalt, Milchtemperatur, Milch-Farbsensor , Zellzahlbestimmung)
- Kuhortungssystemen, Liege- und Standzeiterkennung, Aktivitätssysteme
- BCS-Kamera
Verbesserungspotenzial für die Praxis
Aus den gesammelten Erfahrungen kann Mohr einige Empfehlungen aussprechen. Allerdings gibt er auch zu bedenken, dass es noch viel Verbesserungspotenzial für den Praxiseinsatz gibt:
- Viele Systeme sind noch in der Entwicklungsphase – nicht fertig entwickelte Systeme werden auf den Markt gebracht und dort getestet.
- Nicht jede Technik stellt eine sinnvolle Investition dar
- Benutzerfreundlichkeit oft nicht gegeben
- Oft keine Handlungsempfehlung
- Kundenservice und Einarbeitung?
- Zu viele Insellösungen, Datenvernetzung und –austausch muss gewährleistet werden.
Abschließend fasst Mohr die Ergebnisse seine Praxiserfahrung in einem kurzen Fazit zusammen. Ein erfolgreiches Herdenmanagement verlangt in der Milchviehhaltung sowohl in der Praxis .eine intensive Betreuung des Einzeltiers. Schon in der Ausbildung müssen Junglandwirte mit den verschiedenen Möglichkeiten in Kontakt kommen. Erfahrene Landwirte müssen sich in diesem Themenkomplex ständig weiterbilden. Landwirtschaft 4.0 macht nicht vor der Stalltüre halt. Die automatische Erfassung von Einzelkuhdaten kann hierbei, vor allem bei steigenden Herdengrößen, den Landwirt in seiner täglichen Arbeit sinnvoll unterstützen. Allerdings gibt Mohr zu bedenken, dass die diversen Systeme nur Handlungsempfehlungen aussprechen. Für die Umsetzung im Alltag ist der Landwirt verantwortlich. In letzter Zeit verstärken sich die Diskussionen darüber, wem die erfassten Daten gehören. Mohr mahnt zur Vorsicht vor Daten-Klau durch Hacker und Fremdnutzung der Daten. Die Daten gehören dem Landwirt. Allerdings kann man nur von Vergleichsdaten profitieren, wenn man selbst auch bereit ist, seine Daten für bestimmte Auswertungen zur Verfügung zu stellen.
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