Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Hohenloher Molkerei

Landwirtschaft braucht Perspektive

Im Jahr 2015 stand der Milchauszahlungspreis der Hohenloher Molkerei eG zu Lasten des Bilanzergebnisses im Vordergrund. Das ist nicht als Schwäche der Molkerei zu sehen, sondern eine Botschaft und ein Signal für die Milchlieferanten. Der Jahresumsatz von 178,8 Mio. Euro fällt im Vergleich zum Vorjahr mit 217,4 Mio. Euro um 17,7 Prozent.

Veröffentlicht am
/ Artikel kommentieren
Aufsichtsratvorsitzender Ralf Klerk, Vorstandsvorsitzender Manfred Olbrich und geschäftsführender Vorstand Martin Boschet bei der Generalversammlung der Hohenloher Molkerei eG.
Aufsichtsratvorsitzender Ralf Klerk, Vorstandsvorsitzender Manfred Olbrich und geschäftsführender Vorstand Martin Boschet bei der Generalversammlung der Hohenloher Molkerei eG.Fischer
Artikel teilen:

„Wir wollen heute nicht schwarz malen, aber wir müssen Ihnen auch ehrlich sagen, dass die derzeitigen, zu niedrigen Milchpreise noch nicht die aktuelle Marktlage darstellen. Deshalb müssen wir Ihnen leider auch sagen, dass die Milchpreise die nächsten Monate weiter fallen werden und bisher ein Ende dieser Marktkrise nicht in Sicht ist,“ musste Vorstandsvorsitzender Manfred Olbrich die knapp 500 Gäste in Wolpertshausen mit der aktuellen Situation konfrontieren. Welche Instrumente zu einer Marktentspannung beitragen können, kann Olbrich nicht sagen. In einer erneuten Quotenregelung sieht er jedoch keine Chance. Milchmengen müssen reduziert werden. Eine Möglichkeit, dies schnell zu realisieren, wäre seiner Ansicht nach eine Abschlachtprämie, Marktentlastungsprämie genannt, da sonst mit Kritik von den Tierschutzverbänden zu rechnen wäre. Des Weiteren könnten Anreize wie Beihilfen geschaffen werden, um Betriebe, die sowieso aus der Milchproduktion aussteigen wollen, zu einem schnelleren Handeln zu bewegen. Außerdem sollte die Stallbauförderung in erster Linie zur Produktionsverbesserung und zur Arbeitsentlastung verwendet werden. Für die Zukunft sieht Olbrich den Standort, nach dem Erwerb des einzigen direkt an die Molkerei angrenzenden Grundstücks, für die Zukunft abgesichert.

2015 haben wieder viele Micherzeuger ihre Milchviehhaltung aufgegeben, sodass die Molkerei nur noch 1.238 Milcherzeuger zählen kann. Die durchschnittliche Anlieferung je Betrieb ist um 15.540 kg auf 299.660 kg gestiegen.

 

Perspektiven wechseln

Unter dem Motto „Landwirtschaft braucht Perspektiven“ präsentierte der geschäftsführende Vorstand Martin Boschet den aktuellen Geschäftsbericht. Das Wort „Perspektive“ sollte ursprünglich  unter einem landschaftlichen Aspekt gesehen werden. Es sollten verschiedene landwirtschaftliche Betriebe und die jeweilige Region aus einer anderen, durchaus imposanten Perspektive gezeigt werden. Heute hat der Slogan jedoch eine ganz andere, ganz neue und ganz dramatische Aktualität.

Angesichts zu erwartender neuer Niedrigstpreise für Milchprodukte und Milchauszahlungspreise für Erzeuger, hofft Boschet, dass Landwirtschaft trotzdem Perspektive hat. Vor dem Hintergrund, dass in den kommenden Monaten in Deutschland Milchpreise auf und unter Interventionsniveau zu sehen sind, muss es erlaubt sein, wenn sich immer mehr Landwirte die Frage stellen, ob es richtig war und richtig sein wird, wenn es nur die Kräfte des Marktes richten sollen. Es bleibt die nüchterne und bittere, vielleicht einzig realistische Erkenntnis, dass ein Wiederherstellen des Marktgleichgewichtes wahrscheinlich kurzfristig nur aus dem Markt heraus über den Preis erfolgen kann.

„Eines der großen Themen für unsere Molkerei war sicherlich das Thema Milchproduktion ‚Ohne Gentechnik‘“, fasst Boschet den Entscheidungsfindungsprozess der letzten Monate zusammen. Die Entscheidung, den vom Markt vorgegebenen Weg zu gehen, fiel einstimmig. Auf Anhieb haben 825 Milcherzeuger ihre Teilnahme durch schriftliche Verträge erklärt, womit die Molkerei ab 1. Juli über 287 Mio. kg GVO-freie Milch verfügt, die mit. 1 Cent Milchpreisaufschlag vergütet wird.

 

Geschäftsentwicklung

Käse konnte sich im Inland bei längerfristig gültigen Verträgen zunächst noch ordentlich behaupten, während es bei den Produkten der weißen Linie schon im Frühjahr 2015 zu empfindlichen Preisrückgängen kam. Versandmilch hatte nur ganz wenige und kurze Phasen, die zufriedenstellen konnten. Wenn man sich die Umsatzverteilung anschaut, wird deutlich, dass H-Milch mit ca. 60,8 Prozent den Schwerpunkt bildet. Frischmilch, Milchfrischprodukten, Butter, Versandmilch, Tee- und Milchmischgetränke tragen mit geringen Anteilen zum Umsatz bei. Der Exportanteil liegt bei 17,4 Mio. Euro oder 9,7 Prozent vom Gesamtumsatz. Die Bilanzsumme liegt mit 59,8 Mio. Euro um 3,2 Mio. Euro niedriger als im Vorjahr. Wie war nun die Geschäftsentwicklung in der Hohenloher Molkerei? Trotz widriger Umstände und einem deutlich geringeren Umsatz in Höhe von 178,8 Mio. Euro konnten ein solides Ergebnis abliefert werden, dabei ist der Bilanzgewinn wie angekündigt geplant und bewusst sehr niedrig ausgefallen. Boschet bekräftigt das auch für das laufende Jahr: „In schwierigen Zeiten muss das Geld vollständig zu unseren Bauern auf die Höfe, dafür stehe ich persönlich im Wort.“ 2015 haben Kunden im In- und Ausland auf die Hohenloher Molkerei als verlässlichen Lieferanten und Partner gesetzt. Das Vermarktungsgebiet nach Frankreich konnte ausgeweitet werden und auf den spanischen Markt wird mit fermentierten Milchprodukten der Markteinstieg noch in diesem Jahr geplant.

Investitionen und Instandhaltungsmaßnahmen werden 2016, wenn möglich, geschoben oder ganz gestrichen. Lediglich Investitionen, ausgelöst durch GVO-freie Milch werden aktuell getätigt. Damit hat die Hohenloher Molkerei gemeinsam mit dem Bioland Landesverband Baden-Württemberg den Weg frei gemacht um auch Bio-Milch zu erfassen.

 

Wahlen

Turnusgemäß ausgeschieden und zur Wiederwahl in den Vorstand beziehungsweise Aufsichtsrat sind Manfred Olbricht, Ralf Klenk, Eberhard Frenz, Josef Frosch, Willi Hägele und Jürgen Lang. Neu in den Aufsichtsrat wurden Michael Raunecker (Dischingen-Frickingen) und Jürgen Stolz (Weikersheim) gewählt. Alle Kandidaten wurden von den Stimmberechtigten einstimmig bestätigt. Nicht mehr zur Wahl stellte sich aus Altersgründen Albert Hermann, der von Olbrich und Boschet gebührend verabschiedet wurde.

 

Neue Impulse

Abschließend referierte Dr. Clemens Dirscherl, Hohebuch, zum Thema „Landwirtschaft m Spannungsfeld vielfältiger Erwartungen der Nachhaltigkeit“. Er sei nicht gekommen um den Milchproduzenten die letzte Ölung zu verpassen, sondern um zu zeigen dass Nachhaltigkeit ein gelebtes Prinzip mit diversen Sichtweisen sein muss, so Dirscherl.

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren
Ort ändern

Geben Sie die Postleitzahl Ihres Orts ein.