Verlässliche Daten für die Zuchtauswahl
Seit dem Jahr 2013 werden erstlaktierende Bunte und Weiße Deutsche Edelziegen in Baden-Württemberg und Bayern linear beschrieben. Eine Ausweitung dieser Beschreibung auf Thüringer Wald Ziegen ist im Projekt „GoOrganic“ seit diesem Jahr geplant. Mit der objektiven Beurteilung von Exterieurmerkmalen sollen Schlussfolgerungen für die Funktionalität und Fitness der Tiere gezogen werden können – verbunden mit dem Ziel, gesunde, langlebige und leistungsfähige Milchziegen zu züchten.
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Die lineare Beschreibung gilt als ein objektives und somit geeignetes Verfahren für die Tierbeurteilung. In der Rinderzucht ist die lineare Beschreibung seit Jahrzehnten etabliert. Während viele Leistungen der Nutztiere objektiv gemessen werden können, wie zum Beispiel die Milchleistung und die täglichen Zunahmen, ist die Durchführung einer objektiven Exterieurbeurteilung erheblich schwerer umzusetzen. Aber der Aufwand lohnt sich. Standard in der Milchziegenzucht ist die Bewertung mit Noten für die Merkmalskomplexe Rahmen, Form und Euter. Das Erscheinungsbild einer Milchziege lässt sich so schnell erfassen und dokumentieren.
Objektive Erfassung
Auch die Reihung von Tiergruppen ist leicht möglich. Aber die herkömmliche Exterieurbewertung hat im Hinblick auf eine gezielte Selektion und Anpaarung von Milchziegen einige Schwächen. Es wird subjektiv eine Note für den jeweiligen Merkmalskomplex vergeben. Aus dieser Note kann nicht abgelesen werden, welche Einzelmerkmale zu der jeweiligen guten oder schlechten Bewertung geführt haben. Ein Züchten auf einzelne Exterieurmerkmale ist damit nicht möglich.
Die lineare Beschreibung erfasst hingegen objektiv viele verschiedene Einzelmerkmale am Tier und liefert so detaillierte Informationen zu den Stärken und Schwächen eines Tieres. Es kann gezielt auf eine Merkmalsverbesserung gezüchtet werden, da die biologische Ausprägung klar definierter Einzelmerkmale erfasst wird.
Geeignete Merkmale für eine Exterieurbeschreibung zeichnen sich dadurch aus, dass sie messbar sind. Grundsätzlich sollte man prüfen, ob ein Merkmal unter Praxisbedingungen direkt gemessen werden kann. Durch das Messen oder die lineare Beschreibung eines Exterieurmerkmals wird dessen Streuung in der Population erfasst.
Die gewonnenen Daten sind eine gute Grundlage für eine Zuchtwertschätzung. Die lineare Beschreibung ersetzt aktuell jedoch nicht die Bewertung von Rahmen, Form und Euter zur Herdbuchaufnahme einer Ziege. Zu beachten ist, dass das Verfahren der linearen Beschreibung deutlich zeitaufwendiger als es die herkömmliche Exterieurbewertung ist. Für eine schnelle und für das Tier stressfreie Durchführung der linearen Beschreibung ist die Mithilfe der Betriebe entscheidend.
Lesen Sie den gesamten Beitrag in Ausgabe 52-52/2020 von BWagrar.
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