Große Ertragsspannen in den Regionen
Der Landesbauernverband in Baden-Württemberg hat heute auf dem Betrieb von Michael Gehrung in Stuttgart-Plienigen das Fazit zur Ernte gezogen. Dabei zeigt sich, nachdem die Getreide und Rapsernte in den meisten Teilen des Landes abgeschlossen ist, dass die Erträge von Nord nach Süd sehr unterschiedlich sind.
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„Die Ertragsspanne zwischen den einzelnen Regionen ist sehr groß. Im Norden Baden-Württembergs mussten die Landwirte teils erhebliche Ertragseinbußen hinnehmen, die Regionen südlich von Stuttgart haben dagegen eine gute Ernte eingefahren. In Summe gehen wir von einer leicht überdurchschnittlichen Getreide- und Rapsernte aus.“, erklärt Joachim Rukwied, Präsident des Landesbauernverbandes.
Wenig Wetterextreme
Die Witterungs- und Anbaubedingungen im Herbst, Winter und Frühjahr waren in den meisten Regionen zufriedenstellend. Wintergetreide und Raps kamen ordentlich durch das Frühjahr. Von Extremwetterereignissen wie Starkregen oder Hagel blieb die Landwirtschaft in diesem Jahr weitestgehend verschont.
„Entscheidend für das Ernteergebnis waren in diesem Jahr Zeitpunkt und Umfang der Niederschläge sowie die Bodenqualität. Anders als im Norden Baden-Württembergs und weiten Teilen Deutschlands haben in der Mitte und im Süden des Landes wiederholende Niederschläge zu insgesamt guten Ernteergebnissen geführt“, erklärt Bauernpräsident Rukwied. In Summe sei die Ernte leicht überdurchschnittlich im Vergleich zum langjährigen Mittel.
Die Ergebnisse in Baden-Württemberg:
- Winterweizen: Ertrag 75 dt/ha (2021: 66,8 dt/ha)
- Wintergerste: Ertrag 74 dt/ha (2021: 70,9 dt/ha)
- Sommergerste: Ertrag 57 dt/ha (2021: 52,7 dt/ha
- Wintertriticale: Ertrag 69 dt/ha (2021: 60,8 dt/ha)
- Raps: Ertrag 41 dt/ha (2021: 35,9 dt/ha)
Mais leidet unter Trockenheit
Herbstkulturen leiden unter massiver Trockenheit Große Sorgen bereiten die späten Kulturen wie Mais, Zuckerrüben, Kartoffeln und Soja. „Die Herbstkulturen leiden massiv unter Wassermangel und Hitzestress. Davon sind vor allem die nördlichen Landesteile betroffen.
Grünland und Mais sind zum Teil vertrocknet, Tierhalter füttern teilweise schon Winterfutter zu“, zeigt Rukwied auf. „Wenn zeitnah keine ergiebigen Niederschläge kommen, rechnen wir hier bei fast allen Kulturen mit erheblichen Ernteeinbußen von bis zu 50 Prozent.“
Erzeugerpreise decken gestiegene Produktionskosten kaum
Die Auswirkungen des Ukrainekrieges schlagen auch in der Landwirtschaft voll durch. „Die gestiegenen Kosten bei Energie, Futter, Dünger und Pflanzenschutzmittel belasten unsere Familienbetriebe schwer“, sagt der Bauernpräsident. „Die Erzeugerpreise müssen stabil bleiben und in der Tendenz steigen. Bei den Landwirten muss mehr ankommen. Zudem greifen Verbraucherinnen und Verbraucher aufgrund der hohen Inflation vermehrt zu günstigeren Erzeugnissen, beispielsweise aus Südeuropa oder aus Drittländern.“ Die regionale baden-württembergische Ware bliebe liegen. Die Direktvermarkter verzeichneten ebenfalls rückläufige Verkaufszahlen.
Schweinehaltung weiterhin in der Krise
Die Krise am Schweinemarkt hält an und hat sich durch die gestiegenen Produktionskosten weiter verschärft. Die Schweinehalter, insbesondere die Ferkelzüchter im Land, schreiben tiefrote Zahlen. „Die Schweinehalter in Baden-Württemberg stehen mit dem Rücken zur Wand, die Frustration ist hoch. Zukunftsperspektiven sind schwer erkennbar“, erklärt der LBV-Präsident.
Mindestlohnerhöhung verschärft Lage weiter
Ab Oktober steigt der Mindestlohn auf zwölf Euro. „Diese Erhöhung verschärft den bereits bestehenden Wettbewerbsdruck bei unseren Sonderkulturbetrieben und gefährdet die Zukunftsfähigkeit unserer Familienbetriebe. Außerdem verdrängt der Mindestlohn vor allem den Obst- und Gemüseanbau in europäische Regionen mit niedrigeren Löhnen und Sozialstandards“, sagt Rukwied. Beispielsweise seien die Erdbeeranbauflächen im Land seit der Einführung des Mindestlohns im Jahr 2015 um 22 Prozent zurückgegangen. Ein derartiges Szenario befürchtet Rukwied auch bei weiteren Kulturen. Die Spargelbauern hätten ihre Anbauflächen ebenfalls reduziert.
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