
Schadpotenzial korrekt einschätzen
Wüchsige Rapsbestände können sehr viel kompensieren. Behandlungen gegen Rapsglanzkäfer unterhalb der Bekämpfungsrichtwerte sind unwirtschaftlich. Zudem sinkt das Schadpotenzial der Käfer deutlich, wenn die Blüten sich öffnen.
von Dr. Jonathan Mühleisen, Pflanzenschutzdienst am Regierungspräsidium Stuttgart4 erschienen am 24.03.2025Sind die Blüten noch geschlossen, fressen die Käfer die Knospen an und beschädigen dabei den Fruchtknoten, um an ihre Nahrung, den Rapspollen, zu gelangen. Kleine Knospen werden dabei vollständig zerstört. Grundsätzlich gilt daher: Je früher der Befall, desto gefährlicher. Sobald die Blüten geöffnet sind, sinkt das Schadpotenzial deutlich, da die Käfer dann direkt an den Pollen gelangen. Die Gefahr von Ertragsverlusten sinkt dann rapide. Spritzungen sind dann in der Regel nicht mehr notwendig.
Während der Knospenbildung sollten die Bestände idealerweise alle 2 Tage kontrolliert werden. Bekämpfungsmaßnahmen sind nur dann durchzuführen, wenn der Bekämpfungsrichtwert (Zählen am Haupttrieb oder Abklopfen in die Schale an 5 Stellen im Feld an mindestens 5 Pflanzen) überschritten wird:
- Schwacher Bestand: 5 Käfer/Haupttrieb von Mitte Knospenbildung bis Beginn der Blüte
- Wüchsiger Bestand: 10 Käfer/Haupttrieb von Mitte Knospenbildung bis Beginn der Blüte
Starke Betände brauchen wenig Schutz
Wüchsige Rapsbestände können sehr viel kompensieren. Behandlungen unterhalb der Bekämpfungsrichtwerte entsprechen nicht der guten fachlichen Praxis. Grundsätzlich birgt jede Insektizidanwendung das Risiko einer Selektion auf resistente Schädlinge. Daher ist es zusätzlich zu Umweltgesichtspunkten auch aus Gründen des Pflanzenschutzes geboten, dass Behandlung nur dann durchgeführt werden, wenn es fachlich geboten ist.
Insektizide aus der Gruppe der Pyrethroide der Klasse II (z.B. Decis forte, Karate Zeon) haben in der Regel keine ausreichende Wirkung mehr gegen den Rapsglanzkäfer. Pyrethroide der Klasse I (Trebon 30 EC, Mavrik Vita, Evure) können dagegen aufgrund einer etwas anderen Struktur des Wirkstoffmoleküls von den Rapsglanzkäfern nicht so leicht entgiftet werden und haben bisher noch eine sehr gute Kontaktwirkung. Ideal ist die Anwendung zur Mittagszeit, wenn die Käfer aktiv sind. Außerdem sollten die Tropfen eher klein sein und wenig Wasser verwendet werden (200 l/ha Wasser reichen aus), damit genügend Wirkstoff in den Spritztropfen ist, um die Käfer sicher abzutöten. Während Mavrik Vita und Evure als nicht bienengefährlich eingestuft sind, ist Trebon 30 EC als B2 eingestuft und darf nur zum optimalen Anwendungszeitpunkt (mittags, bei hoher Käferaktivität) eingesetzt werden, wenn sich keine blühenden oder von Bienen beflogenen Pflanzen im Bestand befinden.
Vorsicht bei später Anwendung
Zusätzlich stehen die systemisch wirkenden und bienenungefährlichen B4-Produkte Mospilan SG bzw. Danjiri zur Verfügung. Sie können ab dem Kulturstadium BBCH 51 „Blütenanlagen des Haupttriebes in der Mitte der obersten Blätter von oben sichtbar“ bis zum Stadium BBCH 59 „Erste Blütenblätter sichtbar; Blüten noch geschlossen“ gegen den Rapsglanzkäfer eingesetzt werden. Eine spätere Anwendung kann zur Überschreitung des Rückstandshöchstgehaltes von Acetamiprid in Honig führen. Tankmischungen von Mospilan SG oder Danjiri mit Azolfungiziden sind bienengefährlich. Außerdem ist zu beachten, dass Mospilan SG und Danjiri nicht in Kombination mit Netzmitteln ausgebracht werden dürfen (VV553).
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.