Kostensteigerung zehrt am Erlöszuwachs
Die Obstbranche geht durch ungewisse Zeiten. Das zeigten nicht nur die Proteste zu den geplanten Kürzungen der Bundesregierung im Agrarsektor. Das belegten auch die Kostensteigerungen, die dazu beigetragen haben, dass sich das mengenmäßige Plus bei der Marktgemeinschaft Bodenseeobst (MaBo) im Geschäftsjahr 2022/23 nur zu Teilen im Erlöszuwachs für die Betriebe auswirkte.
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Anhaltend steigende Lebenshaltungskosten, ungewisse politische Weichenstellungen in Europa, zusätzlicher Kostendruck durch Maut, CO2-Preis und Mindestlohn – die Bedingungen für die Obstbranche werden auch in diesem Jahr herausfordernd sein. Darauf verwies Vorstand Hermann Sommerfeld bei der Jahreshauptversammlung der MaBo. Seit der Ernte im Herbst 2023 sind die Erlöse für Tafeläpfel für die Produzenten zwar gestiegen, damit ist aber die Erlössituation auf den Betrieben längst nicht nachhaltig geklärt. Gut zwei Drittel des Erlöszuwachses werden direkt durch die gestiegenen Produktions- und Vermarktungskosten aufgezehrt. Insbesondere die Produktionskosten sind seit dem Ukrainekrieg so extrem gestiegen, dass es längst nicht mehr nur um die Agrardieselverbilligung, sondern generell um die Zukunft des Obstbaus geht. Daher hat der Aufsichtsrat schon für die letzte Saison die Gebühr der MaBo für die Mitglieder von 2,2 auf 2,0 Prozent gesenkt.
Liquidität in den Betrieben fehlt
Im Wirtschaftsjahr 2022/23 lag der gesamte MaBo-Obstumsatz mit gut 130.000 t um 17 Prozent über dem Vorjahr. Der erzielte Erzeugerumsatz von 53,5 Mio. Euro war aber nur neun Prozent höher als im Vorjahr. Die vermarkteten 107.000 t Tafelobst im Vergleich zu den 92.000 t aus dem Vorjahr führten zu einem Umsatzplus von nur 4,25 Mio. Euro. Bei den Bedarfsartikeln lag der Umsatz nur bei 2,9 Mio. Euro. Im Vorjahr waren es noch 5,25 Mio. Euro. Ein klarer Indikator dafür, dass die Liquidität auf den Betrieben fehlt. Elstar wurde mit 20.775 t und einem Umsatz von 9,0 Mio. Euro vermarktet. Die Menge stieg um 38 Prozent, der Preis sank jedoch um 21 Prozent, was in einem Umsatzplus von nur neun Prozent resultierte. Gala hatte mit15.209 t eine um 32 Prozent höhere Menge. Der Preis sank hier um sieben Prozent, was zu einer Umsatzsteigerung von 23 Prozent auf 7,0 Mio. Euro führte. Braeburn lag mit 10.897 t um sieben Prozent über dem Vorjahr. Durch einen Preisrückgang von zwölf Prozent ergab sich ein Umsatzrückgang um sechs Prozent auf 4,0 Mio. Euro. Bei der Jona-Gruppe wurde mit zusammen 23.444 t die Vorjahresmenge erreicht. Der Umsatz lag mit 9,0 Mio. EUR um acht Prozent höher als im Vorjahr. Bei den Clubsorten wurden 21.005 t mit 11,8 Mio. Euro umgesetzt. Der mengenmäßige Anteil am Tafelkernobst lag wie im Vorjahr bei rund 20 Prozent, beim monetären Umsatz lagen die 19,2 Prozent genau fünf Prozentpunkte unter dem Vorjahr. 4002 t (Vorjahr: 2662 t) waren es im Bio-Segment, auf das ein Umsatz von knapp 2,7 Mio. Euro (Vorjahr: 2,23 Mio. Euro) entfiel. Darunter waren jedoch 1950 t Bio-Industrieware.
Weniger Kirschen und Erdbeeren
Bei Zwetschgen wurden 1885 t zu einem Durchschnittspreis von knapp 83 Cent pro kg und damit auf Vorjahresniveau abgerechnet. Bei Süßkirschen aus der Ernte 2023 belief sich die Menge auf nur 248 t mit einem Umsatz von 1,25 Mio. Euro. Der Durchschnittserlös lag bei 5,05 Euro/kg. Die Erdbeermenge lag ebenfalls nur bei 230 t mit einem Umsatz von 0,6 Mio. Euro. Der Durchschnittserlös betrug gute 2,63 Euro pro kg. Ferner wurden 138 t Strauchbeeren angeliefert, für die ein Umsatz von 0,66 Mio. Euro erzielt wurde. Damit betrugen die Umsatzerlöse inklusive Verpackungen und Dienstleistungen insgesamt 82,5 Mio. Euro (Vorjahr: 77,4 Mio. Euro). 79,14 Mio. Euro davon stammen aus dem Obstverkauf, 2,88 Mio. Euro aus dem Bedarfsartikelgeschäft. Die Bilanz schloss mit einem Jahresfehlbetrag von knapp 177.000 Euro ab. Das Eigenkapital im Verhältnis zur Bilanzsumme beträgt 24,3 Prozent.
Wahlen in die Gremien
Bei den Wahlen zum Aufsichtsrat wurden Othmar Schatz und Stefan Büchele im Amt bestätigt. Nach zehn Jahren im Aufsichtsrat und gut 20 Jahren im Erzeugerbeirat wurde Roland Manz verabschiedet.Der Vorstandsvorsitzende Hermann Sommerfeld wurde für seinen 35-jährigen Einsatz im Ehrenamt mit der Ehrennadel in Gold mit Urkunde als höchster Auszeichnung des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV) gewürdigt. In seiner Anfangszeit 1989 war Sommerfeld für die Bodenseeobst eG Neufrach aktiv bis zu deren Auflösung im Jahr 1993. 1991 wurde er in den Vorstand der MaBo gewählt und war somit das Bindeglied zwischen beiden Genossenschaften. Für insgesamt 17 der 35 Jahre in der MaBo war er Vorstandsvorsitzender. Von 2002 bis 2023 saß er zudem im Erzeugerbeirat für die Erzeugergruppe des Obstgroßmarktes Wielatt Beuren im Obstgroßmarkt Salem-Frucht. Von 2008 bis 2023 hatte er dort auch den Vorsitz. Ferner war er als MaBo-Vorsitzender im Stiftungsvorstand des Kompetenzzentrums Obstbau Bodensee sowie in der Obst vom Bodensee Marketinggesellschaft im Vermarktungsausschuss dabei und war in der Gemeinde Frickingen 25 Jahre im Gemeinderat sowie stellvertretender Bürgermeister.
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