Mit weniger Blüten zu einer besseren Ernte
- Veröffentlicht am

Bei gut blühenden Kernobstbäumen reichen fünf bis zehn Prozent der Blüten für einen Vollertrag. Trotz der teilweise starken Frostschäden von Mitte April ist in den meisten Anlagen noch eine Ausdünnung notwendig. Vor der Entscheidung sollte sich jeder Betriebsleiter einen Überblick über die Schäden und die Blühstärke bei den einzelnen Sorten verschaffen. Eine zu geringe Ausdünnung im Frühjahr führt zu kleinen Früchten in schlechter Qualität oder hat einen enormen Aufwand bei der Handausdünnung zur Folge. Zusätzlich kann eine verspätete Ausdünnung einen schlechten Blütenansatz im Folgejahr bewirken und damit in die Alternanz führen.
Der früheste Zeitpunkt für eine Ausdünnung ist das Ballonstadium. Hier ist der Einsatz von Ethephon möglich. Sinnvoll ist dies vor allem in stark blühenden Anlagen von alternanzanfälligen Sorten wie Elstar, Fuji und Boskoop. In frostgeschädigten Anlagen ist der Einsatz allerdings nicht zu empfehlen, da hier bereits der Frost eine frühe Ausdünnung und Alternanzbrechung bewirkt hat.
Mechanisch mit dem Darwin-Gerät
Von Blühbeginn bis zur Vollblüte kann mit dem Darwin-Gerät ausgedünnt werden. In der Bioproduktion ist dies neben der Handausdünnung die einzige Möglichkeit. Auch in integriert wirtschaftenden Betrieben wird die Ausdünnmaschine in schwer auszudünnenden Sorten wie Gala, Rubinette, Elstar, Fuji oder Pinova eingesetzt. Die Wirkung beruht zu einem Teil auf dem direkten Abschlagen von Blüten, zum anderen auf einer Ethylenbildung, die durch die Verletzung von Blättern und Blüten verursacht wird. Der erhöhte Ethylenspiegel verstärkt den Blütenfall.
Ab Vollblüte kann in IP-Betrieben der Stickstoffdünger Ammoniumthiosulfat (ATS) eingesetzt werden, der Blütenorgane wie den Stempel durch Wasserentzug verätzt. Es erfolgt keine Befruchtung mehr, die Blüte fällt ab. Außerdem hemmt ATS die Fotosynthese und den Auxintransport aus den Blüten, was die Ethylenbildung verstärkt. Die Anwendung von ATS alleine hat oft keine große ausdünnende Wirkung, verbessert aber die Effektivität der Folgemaßnahmen. Bewährt hat sich vor allem der Einsatz von ATS auf die Vollblüte am einjährigen Holz, wenn die Blüten am mehrjährigen Holz schon am Abblühen sind. Dadurch werden die schwächeren Blüten reduziert und der Alternanz wird entgegengewirkt. Bei starkem Ausdünnbedarf sind zwei ATS-Anwendungen möglich, wobei die erste zur Vollblüte am mehrjährigen Holz erfolgen sollte. Trockene und warme Witterung bei 15 bis 22 °C sind ideal, bei feuchtem Wetter kann es zu starken Blattverbrennungen kommen.
Erneute Beurteilung nach der Blüte
Nach der Blüte ist der Fruchtansatz durch Auszählen der jungen Früchtchen an durchschnittlichen Bäumen erneut zu beurteilen. Je nach Pflanzdichte liegt der angestrebte Behang im Vollertrag bei 80 bis 120 Früchten je Baum. In der Regel genügen die Maßnahmen während der Blüte nicht, um dies zu erreichen. Bei einer Fruchtgröße von 8 bis 16 mm kann noch mit den Wirkstoffen 1-Naphtylessigsäure (NAA, zum Beispiel Fixor100 SL), 6-Benzyladenin (BA, zum Beispiel Globaryll 100) und Metamitron (Brevis) gearbeitet werden. Bei-NAA handelt es sich um ein synthetisches Auxin, durch das die pflanzeneigene Auxinproduktion in der Frucht vermindert wird. Als Folge davon werden Früchte abgestoßen. Der Wirkstoff BA ist ein synthetisches Cytokinin, das die Zellteilung fördert und zu einer verstärkten Konkurrenz zwischen den Früchten führt. Schwächere Früchte werden verstärkt abgestoßen und die Fruchtgröße verbessert.
Für eine gute Wirkung dieser Wachstumsregulatoren ist die Aufnahme durch die Pflanze entscheidend. Diese kann durch Verwendung hoher Wassermengen (500 bis 1000 l/ha) und die Behandlung bei hoher Luftfeuchte in den Morgen- oder Abendstunden sichergestellt werden. Die Temperaturen sollten bei der Applikation mindestens 15 °C betragen, vor allem bei BA ist eine nachfolgende Schönwetterphase mit 20 bis 25 °C für eine ausreichende Wirkung erforderlich. Bei schwer auszudünnenden Sorten wie Gala, Pinova und Rubinette hat sich eine Kombination aus BA und NAA bewährt. Bei Elstar und Fuji ist die Kombination ebenfalls möglich, zur Vermeidung von Pygmäenfrüchten sollte NAA aber nur bis zu einer Fruchtgröße von maximal 12,0 mm eingesetzt werden. Bei großfrüchtigen Sorten wie Jonagold und Boskoop ist der alleinige Einsatz von NAA sinnvoll.
Nach Junifall zeigt sich der Effekt
Als weiteres Ausdünnmittel kann in der Entwicklungsphase von 8 bis 16 mm Brevis verwendet werden. Die Wirkung beruht auf der Hemmung der Fotosynthese durch den Wirkstoff Metamitron, wodurch ein Assimilatemangel entsteht. Dieser wiederum führt zu einem Abstoßen von jungen Früchten, wie dies auch bei länger andauerndem trüben Wetter nach der Blüte eintreten kann. Daher wird die beste Wirkung auch bei geringer Strahlungsintensität und warmen Nächten erreicht, wenn die Assimilation ohnehin gering und der Verbrauch durch die Atmung hoch ist. Die Wirkung der Maßnahmen kann erst nach dem Junifall beurteilt werden. Noch nötige Korrekturen müssen dann durch Handausdünnung erfolgen.
In der angehängten pdf-Datei finden Sie eine Tabelle mit Hinweisen zum Einsatz und zur Wirkung verschiedener Ausdünnungsmittel.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.