Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Ausbreitung des Japankäfers in Südeuropa und der Schweiz

Kommt er 2025?

Der Japankäfer breitet sich südlich der Alpen rasant aus und ist inzwischen auch in der Nordschweiz angekommen – nur wenige Kilometer von der baden-württembergischen Grenze entfernt. Besonders für Wein-, Beeren- und Gartenbaubetriebe könnte eine Ansiedlung massive Folgen haben. Noch gibt es keine stabile Population in Deutschland, doch Experten sehen dringenden Handlungsbedarf zur Früherkennung und Prävention.

von Dr. Jonathan Mühleisen, Pflanzenschutzdienst am Regierungspräsidium Stuttgart erschienen am 19.02.2025
Charakteristisch für den ungefähr 1 cm großen Japankäfer ist die grünliche Färbung an Kopf und Halsschild, die zwei braunen Flügeldecken sowie fünf weiße Haarbüschel an jeder Seite und zwei weiße Haarbüschel am Hinterteil. © Olaf Zimmermann
Artikel teilen:

Südlich der Alpen breitet sich der Japankäfer jedes Jahr weiter aus. Das Hauptbefallsgebiet umfasst inzwischen Teile des Tessin und Wallis in der Schweiz sowie große Teile der italienischen Regionen Piemont und Lombardei sowie einen kleinen Teil der Region Emilia-Romagna. Es erstreckt sich circa 200 bis 250 Kilometer in Ost-West-Richtung und circa 150 Kilometer in Nord-Süd-Richtung und ist von der Größe vergleichbar mit Baden-Württemberg. Trotz Bekämpfungs- und Quarantänemaßnahmen breitet sich der Japankäfer hier weiter aus, wobei die Ausbreitung im Süden schneller erfolgt als in den nördlicheren Befallsgebieten. Die natürliche Ausbreitung durch den Flug liegt zwischen einem und 20 Kilometer pro Jahr. Wird der Japankäfer als blinder Passagier oder Larven des Japankäfers in Erde oder Topfpflanzen verbracht, ist auch eine weitere Ausbreitung möglich.

Nördlich der Alpen gibt es in der Schweiz mehrere Befallsgebiete, eines im Bereich des Züricher Flughafens in Kloten (seit 2023) und eines in Basel (seit 2024), unmittelbar an der deutschen Grenze. Im Falle von Basel ist der Befall so grenznah, dass auch auf deutscher Seite im Landkreis Lörrach Maßnahmen ergriffen wurden, um eine Ausbreitung zu verhindern. Zusätzlich gab es Funde von einzelnen Käfern in Baden-Württemberg und Bayern, die jedoch mutmaßlich als blinde Passagiere aus Norditalien oder dem Tessin, zum Beispiel in Autos oder Lastkraftwagen, verschleppt wurden. Hinweise auf eine etablierte Population in Baden-Württemberg oder Bayern gibt es bisher nicht.

Es ist offen, ob eine Tilgung im Raum Basel und in Kloten gelingt. In beiden Fällen handelt es sich um städtisch geprägte Gebiete und in der Schweiz sind Vorbehalte gegen Pflanzenschutzmittel vergleichsweise groß wie in Deutschland. Es ist auch verständlich, dass Eigentümer keinen Einsatz von stärkeren und länger wirkenden Insektiziden in privaten Gärten möchten. Ob jedoch auch mit Ansätzen, die neben gezielten und begrenzten Insektizid-Einsätzen auch stark auf integrierte Maßnahmen setzen, eine Tilgung gelingen kann, wird sich zeigen.

Vergleich der Bekämpfungsstrategien und wirtschaftliche Auswirkungen

In den USA, wo der Japankäfer bereits vor über 100 Jahren in die östlichen Bundesstaaten eingeschleppt wurde, konnten lokale Ausbrüche im Westen (zum Beispiel Kalifornien) mehrfach wieder erfolgreich getilgt werden. Jedoch ist hier der Umgang mit Insektiziden anders als in Europa und dortige Konzepte daher nicht übertragbar. Zusätzlich sind die Alpen vermutlich keine mit den Rocky Mountains vergleichbare Barriere für den Japankäfer. Auch ist der Austausch und Transport zwischen Norditalien, dem Tessin und Wallis auf der einen Seite und Mitteleuropa auf der anderen Seite sehr intensiv. Daher besteht die Gefahr, dass sehr starke Bekämpfungsmaßnahmen, die auch negative Auswirkungen auf den Naturhaushalt und Nicht-Ziel-Arten in den Gebieten haben können, vergleichsweise schnell verpuffen, wenn es zu neuen Einschleppungen aus Norditalien, dem Tessin oder Wallis kommt. Vor diesem Hintergrund sind unterschiedliche Ansätze in den USA und Europa auch verständlich.

Für den typischen Ackerbau sind die wirtschaftlichen Schäden durch den Japankäfer vermutlich auch nicht so hoch. In Saat- und Körnermais kann es größere Schäden geben, aber bei vielen anderen Ackerkulturen sind keine gravierenden Schäden zu erwarten. Anders sieht es in einigen Sonderkulturen und in Teilen des Gartenbaus aus. Im Weinbau sowie bei Beerenobst sind durch den Fraß der adulten Käfer erhebliche Schäden zu erwarten und die Produktion wird sich durch zusätzliche Insektizid-Anwendungen und gegebenenfalls auch Einnetzungen weiter verteuern. Bewässerte Rasenflächen wie zum Beispiel Fußballplätze und Golfplätze werden regelmäßig durch Larven des Japankäfers (Engerlinge ähnlich wie bei Juni- oder Maikäfer) geschädigt. Kunstrasen könnte hier vermehrt eine Alternative werden. Die Erzeugung von Containerware in Baumschulen ist durch das Risiko der Verschleppung von Larven erheblich erschwert. Und bei Rollrasen kann eine Vermarktung mutmaßlich nur noch innerhalb des Befallsgebiets erfolgen.

Verhindern des Einschleppens des Japankäfers in Baden-Württemberg

Eine Einschleppung und Ansiedelung des Japankäfers würde in Baden-Württemberg schwerpunktmäßig den Beerenobst- und Weinbau treffen, teilweise auch Saat- und Körnermais, sowie den Gartenbau und das öffentliche Grün. Es gilt, eine Einschleppung und Ansiedelung zu verhindern beziehungsweise so weit als möglich zu verzögern. Der Japankäfer wird schwerpunktmäßig im Juni beobachtet.

Jeder Einzelne kann dazu beitragen, indem keine Käfer und keine Pflanzen mit Erde (Gefahr von Larven) aus den Befallsgebieten mitgebracht werden. Zusätzlich sind Bekämpfungsmaßnahmen umso erfolgreicher, je früher Käfer gefunden werden. Hier kann jeder beitragen, indem verdächtige Käfer gefangen und fotografiert werden. Zunächst kann eigenhändig geprüft werden, ob es sich vermutlich um einen Japankäfer handelt. Stimmt die Größe (circa 0,8 bis 1,1 Zentimeter) und sind die weißen Haarbüschel an der Seite beziehungsweise am Hinterleib erkennbar, sollte ein Foto oder noch besser der ganze Käfer (vorher Abtöten durch Eingefrieren bei minus 18 Grad Celsius) an das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ Augustenberg) geschickt werden (Fotos an: Pflanzengesundheit@ltz.bwl.de, Briefe mit eingefrorenen Japankäfern und Probenbegleitschein an: Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg - Referat 33 - Neßlerstraße 25, 76227 Karlsruhe).

Der Japankäfer (Mitte) ist deutlich kleiner als ein heimischer Rosenkäfer (links) oder ein Maikäfer (rechts).
Der Japankäfer (Mitte) ist deutlich kleiner als ein heimischer Rosenkäfer (links) oder ein Maikäfer (rechts). © Olaf Zimmermann
0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren
Ort ändern

Geben Sie die Postleitzahl Ihres Orts ein.