Erneuerbare Energie
Die Intersolar ist jetzt „smarter“
Fotovoltaik und Solarstrom-Speicher sind klar auf Wachstumspfad. Speicher werden jetzt auch für Landwirtschaft und Gewerbe konzipiert und damit größer. Systemhäuser und Speicher-Hersteller erläuterten auf der Intersolar ihre Konzepte für Eigenverbrauch, das Laden von Elektrofahrzeugen und mehr. Christian Dany, Buchloe, hat für BWagrar die Trends auf der Messe herausgespürt (siehe BWagrar, Ausgabe 27/2018) und nach Neuheiten Ausschau gehalten.
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Der Turnaround ist geschafft, aber die Bäume wachsen nicht in den Himmel, sagte Carsten Körnig, Geschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft, BSW-Solar, bei der Eröffnung der Intersolar in München. Die Messe fand erstmals unter dem Dach der „The smarter E Europe“ statt, die von nun an die neue Energiewelt verkörpern soll. Für die Solarenergie ist die Intersolar zwar nach wie vor die wichtigste Fachmesse Europas. Zudem gibt es aber seit 2014 die EES Europe mit Speichersystemen; neu sind die Fachmessen Power2Drive mit Elektromobilitäts-Lösungen und die EM-Power für effiziente Gebäudeenergie.
The smarter E Europe ist eine Reaktion auf die zunehmende Verzahnung der Bereiche Erzeugung, Speicherung, intelligente Verteilung und Nutzung erneuerbarer Energien“, erklärte Markus Elsässer vom Veranstalter Solar Promotion. Die Messe beinhalte die zentralen Themen Digitalisierung, Dezentralisierung und Kopplung der Sektoren Strom, Wärme und Mobilität. Mit 1177 Ausstellern und 47.000 Besuchern aus 155 Ländern legte die 2018er-Ausgabe einen leichten Zuwachs gegenüber dem Vorjahr hin, der auch dem erweiterten Messekonzept zu verdanken sein dürfte. Vor allem präsentierten sich viele renommierte Anbieter von Ladestationen für E-Fahrzeuge erstmals auf der Solar-Leitmesse.
„Nach Jahren des Marktrückgangs und der Konsolidierung drehte 2017 die Inlandsnachfrage nach Fotovoltaik (PV) endlich wieder ins Plus“, gab Verbandschef Körnig bekannt. Im Vorjahr war wieder ein deutliches Wachstum zu verzeichnen: 1,7 GW wurden zugebaut und die Marktbelebung setzt sich fort: Für 2018 erwartet Körnig 30 bis 40 Prozent Nachfrageplus, sodass die Zubaumarke zwischen 2,2 und 2,5 GW liegen könne. Sinkende Systempreise – vor allem Module und Speicher werden immer noch billiger – und vergleichsweise stabile Rahmenbedingungen sieht er als wesentliche Ursachen für die Marktbelebung. Bei der Preisentwicklung sei „das Ende der Fahnenstange“ sowohl bei Modulen als auch bei Speichern noch nicht erreicht.
Weiterhin auf Erfolgskurs befinde sich der Markt für Solarstromspeicher. Mehr als 90.000 davon seien bereits installiert, 30.000 waren es allein 2017. Dieses Jahr erwartet der BSW-Solar mehr als 35.000 neue Akkus für Solarstrom. Inzwischen werde jede zweite neue Solarstromanlage im Eigenheimbereich mit einem Speicher kombiniert. Körnig betonte das „gewaltige Nachrüstpotenzial“ bei PV-Bestandsanlagen: „Ab 2020 werden wir einen enormen Schub sehen.“ Bislang seien nur 5,6 % der circa 1,4 Mio. PV-Anlagen unter 30 kW mit einem Speicher ausgerüstet. Die Kosten hätten sich in den vergangenen vier Jahren halbiert. Hausspeichersysteme auf Lithium-Ionen-Basis inklusive Wechselrichter und Installation seien inzwischen schon ab 1100 Euro/kWh erhältlich. Bei Großspeichern werde der spezifische Systempreis entsprechend günstiger.
Messesplitter
Open-Air mit Solarstrom: Die Firma Alfen, ein niederländischer Hersteller von Trafostationen, ermöglicht mit seiner Containerlösung „The Battery“ ein neues Geschäftsmodell: Der mobile Batteriecontainer lässt sich vollgeladen und fix und fertig installiert an den Ort des Bedarfs transportieren: zum Beispiel Open-Air-Festivals oder Bierzeltfeste. Weil das System aus 42-kWh-Batteriepacks der BMW-I-Serie aufgebaut ist, hat das System die Genehmigung für den Straßentransport, lautete die Auskunft am Alfen-Stand. So bietet sich eine Alternative zu Dieselgeneratoren oder kostspieligen, temporären Netzanschlüssen. Sollen Lärmemissionen vermieden werden, kann das System mit einer Flüssigkeitskühlung ausgestattet werden. Darüber hinaus liefert Alfen (Schnell-)Ladestationen für Elektrofahrzeuge; ganz neu auch für eine eichrechtskonforme Abrechnung. Bereits seit 2008 produziert Alfen Ladestationen. Das Unternehmen hatte eine führende Rolle bei der Entwicklung des OCPP (Open Charge Point Protocol), einem offenen Kommunikationsstandard zwischen Ladestation und Managementsystem.
Effiziente Pfannen: Das Kölner Ingenieurbüro Paxos entwickelt Solardachpfannen, die Strom erzeugen und zugleich noch einen thermischen Ertrag liefern. Der Dachdecker soll sie mit einem Klick-System verlegen können, sodass keine Montage- und Verkabelungsarbeiten mehr notwendig sind. Die Solardachpfannen sollen sehr robust und sogar begehbar sein. Als Ergänzung würden preiswerte Betonpfannen ohne Solarfunktion angeboten.
Da freut sich der Denkmalschutz: Die Ernst Schweizer AG aus der Schweiz zeigte ihr Indach-System Solrif in einem perfekt angepassten Ziegelrot. Die Module für die dachintegrierte Lösung liefert der belgische Hersteller Issol.
Raupe für Anfänger: Die Staudinger KG aus dem Allgäu bietet jetzt eine abgespeckte Version ihrer Reinigungsraupe mit Gummiketten an: Der Helios Sigma verzichtet auf das Unterdrucksystem, das aber nachgerüstet werden kann. Das Einsteigermodell ist deshalb nur bis zu 18° Neigung einsetzbar, anstatt bis zu 35°. Dafür soll es rund 30 % günstiger als die Vollversion sein. Für das Begleitfahrzeug ist mittlerweile ein „Galgen“ für schnelles Umsetzen zwischen den Modulreihen von Solarparks konstruiert worden.
Die Speicherhersteller Sonnen und E3/DC haben jetzt eigene Wallboxen zum Laden von E-Fahrzeugen im Programm, mit denen Solarstrom intelligent geladen werden kann. Senec, die Marke der Deutschen Energieversorgung GmbH aus Leipzig, führt eine neue Batterie- Zelltechnologie ein. Diese ermöglicht es dem Hersteller, eine 100%-Kapazitäts-Garantie in den ersten zehn Jahren zu geben. Neben BYD mit seiner modularen Battery-Box nimmt mit Alpha ESS ein weiterer chinesischer Hersteller mit seiner Storion-Serie das Gewerbe in den Fokus: „Für Gewerbe- und Industriekunden bieten wir Standgeräte und Containerlösungen an, die besonders von den günstigen Preisen unserer eigenen Batteriemodulfertigung profitieren“, sagte Geschäftsführer Alfred Wang.
Der Wechselrichter-Hersteller SolarMax aus Ellzee in Bayerisch-Schwaben bringt nach einem dreiphasigen Speichersystem nun eine kompakte Heimspeicher-Lösung auf den Markt: Wie Geschäftsführer Pierre Kraus betont, hat schon der einphasige ES Kompakt zwei MPP-Tracker, weil auch Kleinanlagen zunehmend auf Ost/West-Dächer aufgeteilt seien.
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