Winterleguminosen konventionell 2016
In Baden-Württemberg sind sie (noch) nicht etabliert, wirtschaftlich gesehen stehen sie nicht schlecht da. Das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg hat die Sorten auf ihre Eignung untersucht und stellt nun die folgenden Ergebnisse vor.
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In Baden-Württemberg werden circa 7500 Hektar Futtererbsen und knapp 2400 Hektar Ackerbohnen angebaut; der Anteil der Winterform wird statistisch nicht erfasst, dürfte jedoch sehr niedrig sein. Hauptgrund ist die Ertragsunsicherheit der Sorten. Außerdem haben Körnerleguminosen als Sommerung Vorteile bezüglich einer nichtchemischen Unkrautkontrolle. Zur Herbstaussaat stehen dem Landwirt wirtschaftlich interessantere Kulturarten wie Weizen oder Raps zur Verfügung, die im Vergleich zu den Körnerleguminosen auch intensiver züchterisch bearbeitet werden und wurden.
Die Landessortenversuche (LSV) Winterackerbohnen und -futtererbsen 2015/16 hatten optimale Startbedingungen: einen guten Feldaufgang, einen milden Winter ohne nennenswerte Auswinterungsschäden, eine homogene Frühjahrsentwicklung und stehende Bestände bis in die Blüte. Dann, mit Einsetzen der nassfeuchten Witterung, nahmen Krankheits- und Lagerdruck immer mehr zu, sodass die meisten Sorten bis zur Ernte in sich zusammenfielen. Dabei kamen die Wintererbsen mit der Nässe weniger gut zurecht. Die Standorte Boxberg und Krauchenwies waren aufgrund von Lager, Brennflecken und Grauschimmel nicht mehr zu retten. Verrechnet mit den hessischen und rheinland-pfälzischen Standorten wurden nur 26 dt/ha im Durchschnitt erzielt – deutlich unter dem mehrjährigen Mittel von 55 dt/ha. Auch die Winterackerbohnen litten extrem unter der Brennfleckenkrankheit und Schokoladenfleckigkeit. Immerhin konnten zwei von drei baden-württembergischen Standorten verrechnet werden. In der Großraumauswertung Südwest erzielte der hessische Versuch Eichhof 50 dt/ha, Orschweier dagegen nur 18 dt/ha. Insgesamt lag der Ertrag bei durchschnittlich 38 dt/ha.
Die Sorten im Detail
Mit Ausnahme der Winterbohne Hiverna sind die Winterleguminosen EU-Sorten, die eine französische oder englische Zulassung haben und zunehmend auf Winterhärte, Standfestigkeit und Krankheitstoleranz gezüchtet werden. Ihre Sorteneigenschaften und Ertragsleistungen müssen sie in den Sortenversuchen unter Beweis stellen, da es keine amtliche deutsche Sortenbeschreibung gibt.
Einschätzung der Sorten von Winterackerbohnen anhand der Beoachtungen in den LSV Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen 2015/16:
Diva: mehrjährig im Ertrag deutlich unter Durchschnitt, in den LSV 2016 mit besserem Ergebnis; früher Blühbeginn, mittlere Wuchshöhe, mittlere bis geringe Standfestigkeit; mittlere Anfälligkeit für Brennflecken und Schokoladenfleckigkeit; hoher bis sehr hoher Proteingehalt, geringer bis mittlerer Proteinertag, geringe Tausendkornmasse; laut Züchter gute Winterhärte; Züchter/Vertrieb: Agri Optentions.
Hiverna: mehrjährig ertragsstark, 2016 deutlich abfallend mit Ausnahme am hessischen LSV-Standort Eichhof mit sehr gutem Ergebnis; spätere Blüte; mittellanger Wuchs, erhöhte Lagerneigung; mittlere bis erhöhte Anfälligkeit für Brennflecken und Schokoladenfleckigkeit; hohe Tausendkornmasse, mittlerer Proteingehalt, hoher bis sehr hoher Proteinertag; laut Züchter deutlich winterhärter als sonstige europäische Sorten; Züchter: Norddeutsche Pflanzenzucht, Vertrieb: Saaten-Union.
Tundra: EU-Sorte; hohes bis sehr hohes Ertragsniveau; mittlerer Wuchs, deutlich stand- fester als der Durchschnitt; gering anfällig für Schokoladenfleckigkeit, mittlere Brennfleckenanfälligkeit; Tausendkornmasse gering bis mittel, Gehalt an Protein mittel, hoher Proteinertrag laut Züchter: Sorte für den menschlichen Verzehr geeignet, hoher Tanningehalt; Züchter/Vertrieb: Limagrain.
Einschätzung der Sorten von Winterfuttererbsen anhand der Beoachtungen in den LSV Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen 2015/16:
Aviron: höchster Relativertrag an allen Standorten, weit überdurchschnittliches Ertragsniveau; langer Wuchs, standfest, späte Blüte; gute Gesundheit; durchschnittliche Tausendkornmasse; laut Züchter mit mittlerer Winterhärte, mittelspäter Reife und mittlerem bis hohem Proteingehalt; Züchter/Vertrieb: Florimond-Desprez.
Balltrap: in beiden Prüfjahren konstante und überdurchschnittliche Relativerträge; mittlere Wuchshöhe, gute bis mittlere Standfestigkeit, späterer Blühbeginn, kurze Blühdauer; durchschnittliche Brennflecken- und Grauschimmelanfälligkeit; leicht unterdurchschnittliche Tausendkornmasse; laut Züchter mit guter Winterhärte und hohem Proteingehalt; Züchter/Vertrieb: Florimond-Desprez.
Dexter: 2016 mit unterdurchschnittlichen Ergebnissen, 2015 mit überdurchschnittlichen Kornerträgen; Pflanzenlänge mittel, leichte Lagerneigung, frühe Blüte, lange Blühdauer; Anfälligkeit für Brennflecken und Grauschimmel leicht überdurchschnittlich; Tausendkornmasse unterdurchschnittlich, Proteingehalt mittel; laut Züchter sehr gute Winterhärte und sehr frühe Reife; Züchter: NPZ/Vertrieb: Saaten-Union.
Enduro: mit Ausnahme eines Prüfstandorts mit sehr guten Ergebnissen; kürzerer Wuchs, deutlich lageranfällig; später Blühbeginn, kurze Blüte; mittlere Anfälligkeit für Grauschimmel und Brennflecken; Tausendkornmasse mittel, laut Züchter mittlere Winterhärte und mittlere Reife; Züchter/Vertrieb: Florimond-Desprez.
Fresnel: mit Ausnahme eines Prüfstandorts mit sehr guten Ergebnissen; etwas länger im Wuchs, mittlere Standfestigkeit; früher Blühbeginn, lange Blüte; mittlere Anfälligkeit für Grauschimmel, geringere Anfälligkeit für Brennflecken; sehr hohe Tausendkornmasse; laut Züchter mit sehr guter Winterhärte, mittelspäter Reife und hohen Proteingehalten; Züchter/Vertrieb: Agri-Optentions.
James: zunehmend ertragsschwach, insgesamt weit unter Durchschnitt; kürzerer Wuchs, leichte Lagertendenz; lange Blühdauer; anfällig für Brennflecken und Grauschimmel; niedrige Tausendkornmasse, Protein unter Durchschnitt; Züchter: NPZ, Vertrieb: Saaten-Union
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