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Zuchtsauenfütterung

Nicht nur mampfen, sondern auch kauen

Der Faserversorgung der Zuchtsauen wird oft noch zu wenig Beachtung geschenkt. Nur eine Zuchtsau mit einem gut funktionierenden Verdauungssystem kann jedoch hohe Leistungen erbringen. Die bedarfsgerechte Versorgung mit den richtigen Rohfaserträgern sorgt für eine stabile Darmgesundheit, ein reduziertes Hungergefühl und in Folge für eine höhere Ausnutzung des Leistungspotenzials der Sauen. Gerade der Hungerstress bei tragenden Sauen sollte nicht unterschätzt werden, da er zu Leitungsdepressionen führen kann. Dem kann mit einer ausgewogenen Faserversorgung entge-gengewirkt werden.

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Was versteht man unter Rohfaser?

Der Begriff Rohfaser (XF) stammt aus der Futtermittelanalytik, der „Weender Futtermittelanalyse“ (1860 von Wilhelm Henneberg und Friedrich Stohmann entwickelt). Unter „Rohfaser“ ist derjenige Anteil eines Futtermittels zu verstehen, der nach Behandlung mit verdünnten Säuren und Laugen als „unverdaulicher“ Bestandteil zurückbleibt. Hauptbestandteil dieser Stoffklasse ist die Cellulose (siehe Grafik 1 und 2). Rohfaser darf nicht mit Ballaststoffen gleichgesetzt werden, da diese nur zu ca. einem Drittel aus Cellulose bestehen und noch viele andere unverdauliche Komponenten ent-halten.

Nur mit der Fraktion „Rohfaser“ lässt sich heute die Futtermittelqualität, besonders für die Sauenfütterung, aber nicht mehr ausreichend gut ermitteln. Denn hier wird nur ein kleiner Teil der Gerüstsubstanzen, die sich in der Zellwand von pflanzlichen Futtermitteln befinden, berücksichtigt. Vor allem die Hemicellulosen, die für die bakteriellen Fermentationsprozesse im Dickdarm wichtig sind, tauchen in ihr nicht auf.

Daher ist es besser, zusätzliche Parameter bzw. Faserfraktionen aus der erweiterten Weender Analyse (1991 von van Soest entwickelt) zu verwenden. In den Fraktionen Rohfaser und NfE sind vor allem Kohlenhydrate und einige assoziierte Substanzen (u. a. Lignin) enthalten. Die erweiterte Futtermittelanalyse lässt eine differenziertere Aufteilung der Fraktionen zu.

Die Methode nach van Soest ermöglicht eine Unterteilung in Gerüstsubstanzen (Faserstoffe der Zellwand) und in Nichtfaserstoffe (Zellinhaltsstoffe). Weiterhin lassen sich die Faserstoffe in ihre Hauptkomponenten Cellulose, Hemicellulose, Pektin und Lignin aufteilen. Dazu zählen:

• NDF (Neutrale-Detergenz-Faser, unlöslich in neutralem Detergenz): Diese Fraktion umfasst das im Futter enthaltene Lignin, die Cellulose, die Hemicellulosen und die Pektine und repräsentiert hiermit im Wesentlichen die Zellwandbestandteile.

• ADF (Säure-Detergenz-Faser, unlöslich in saurem Detergenz): Diese Fraktion umfasst das im Futter enthaltene Lignin und die Cellulose und damit die un-verdaulichen Zellwandbestandteile. Die Differenz zwischen den analysierten Gehalten an NDF und ADF stellt den Gehalt an Hemicellulosen dar.

• ADL (Säure-Detergenz-Lignin): Diese Fraktion umfasst fast das ganze im Futter enthaltene Lignin. Über die Differenz von ADF und ADL wird der Gehalt an Cellulose im Futtermittel erfasst.

Weitere wichtige Sauenfutterfaserparameter sind die:

• WHC (Wasserhaltekapazität bzw. das Wasserbindungsvermögen): Je mehr Wasser ein Futtermittel halten kann, desto stärker ist seine Quellfähigkeit. Bei Verwendung von Futtermitteln mit einer hohen WHC kann eine stärkere Füllung des Magen-Darm-Traktes beim Schwein erzielt werden, was für mehr mechanische Sättigung und Ruhe in der Sauengruppe sorgt. Die Verabreichung quellfähiger Komponenten im niedertragenden Bereich steigert nachhaltig das Volumen des Magen-Darm-Traktes. Dadurch kann die Futteraufnahme in der Säugezeit positiv beeinflusst werden. Praktiker berichten, dass ausreichend hohe Werte an quellfähiger Rohfaser die Geburtsdauer verkürzen können.

• BfS (Bakteriell fermentierbare Substanz): Die BfS ist der schwerer verdauliche Anteil der Kohlenhydratfraktion ohne die leichter umsetzbare Stärke und den schnell verfügbaren Zucker. Die Kohlenhydrate setzen sich analytisch betrachtet aus den N-freien Extraktstoffen (NfE) und der Rohfaser (XF) zusammen. Sie wird berechnet aus: (g verdauliche NfE + g verdauliche Rohfaser) - (g Stärke + g Zucker). Sie ist ein wichtiger Parameter bei der Bewertung der Rohfaser liefernden Kompo-nenten und wird angegeben in g je kg Futtermittel.

Der BFS-Wert ist ein Indikator für die Abschätzung einer guten Darmfunktion. Eine Sau benötigt je nach Leistungsstadium ausreichend viel BFS, damit die Bakterien im Dickdarm genügend Nährstoffe zur Verfügung haben. Bei der bakteriellen Fermentation im Dickdarm werden unter anderem flüchtige Fettsäuren (FFS), wie Propionsäure, Essigsäure und Buttersäure, freigesetzt. Diese können von den Schweinen energetisch genutzt werden und bis zu 25 Prozent der Energie des Erhaltungsbedarfes liefern.

Das führt zu einer entsprechenden Insulinspiegelerhöhung, die dem Körper ein Sättigungsgefühl signalisiert. Dieser Vorgang wird als chemische Sättigung bezeichnet. Durch die Bildung von FFS wird weiterhin der pH-Wert abgesenkt, was positiv hinsichtlich einer Reduktion pathogener Keime, wie E. Coli, ist. Ge-wünschte Darmbakterien, wie die Milchsäurebakterien können sich dagegen unter diesen Gegebenheiten besser vermehren. Dadurch wird auch der gesamte Immun- und Gesund-heitsstatus positiv beeinflusst.

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