Wachstum stärker als vermutet
Die Anbaufläche für deutsche Kartoffeln lag im Jahr 2022 drei Prozent über dem Vorjahr. Der größte Flächenzuwachs für Kartoffeln wurde in Niedersachsen verzeichnet. Vor allem im Südosten Deutschlands sind rückläufige Anbauflächen zu verzeichnen. Stärkekartoffeln erreichen einen Rekordhöchststand.
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Anfang August veröffentlichte das Statistische Bundesamt die vorläufigen Daten aus der Bodennutzungserhebung 2022. Für den Kartoffelanbau werden insgesamt 266.800 Hektar ausgewiesen, drei Prozent mehr als im Vorjahr. Eine frühe Schätzung der Ernte- und Betriebsberichterstatter hatte auch schon einen ganz leichten Zuwachs ausgewiesen. Mit plus sechs Prozent kam das meiste an Fläche in Niedersachsen hinzu, wo es dieses Jahr 121.600 Hektar gibt, die mit Kartoffeln bestellt wurden. Bis auf 600 Hektar wurde damit der Höchststand von 2020 erreicht. Damit ist Niedersachsens Anteil am Gesamtanbau in diesem Jahr mit 45,6 Prozent so groß wie noch nie. Einen kräftigeren Zuwachs beim Areal gab es auch mit fünf Prozent in Nordrhein-Westfalen (NRW). Mit 39.100 Hektar ist der Kartoffelanbau nun fast so groß wie in Bayern (39.500 Hektar). Beide Länder halten damit 14,7 beziehungsweise 14,8 Prozent der Gesamtanbaufläche. Rückläufige Kartoffelanbauflächen sind vor allem im Südosten Deutschland zu verorten. In Thüringen fehlen sogar 25 Prozent, sodass es nur noch geringe 1200 Hektar dort gibt. In Sachsen-Anhalt legten die Flächen bis 2020 zu. Seither wird es weniger. Ähnlich ist es in den anderen nordöstlichen Bundesländern, allerdings hält sich der Anbau 2022 so gerade noch.
Nutzung der Kartoffeln verändert sich
Eine nicht direkt mit den Bodennutzungsdaten vergleichbare Anbaustatistik kommt aus den Flächenanträgen der Landwirte (InVeKos). Sie geben etwas mehr Auskunft über die Veränderungen verschiedener Nutzungsrichtungen.
In Niedersachsen erreicht die Kartoffelanbaufläche in dieser Auswertung nach einem Zuwachs von rund einem Prozent mit 126.800 Hektar einen Rekordstand. Allerdings gilt das nicht für alle Verwendungen. So gibt es mit 8100 Hektar gut vier Prozent weniger Pflanzkartoffeln und mit knapp 35.000 Hektar nicht ganz 2,5 Prozent weniger Kartoffeln, die mit dem Zusatz „Speise“ abgefragt werden. Dagegen legen Stärkekartoffeln um 2,9 Prozent auf 83.800 Hektar zu, ein Rekord. Die Abgrenzung für die verschiedenen Verwendungen ist sicherlich nicht ganz trennscharf. Kartoffeln mit dem Zusatz „Speise“ mögen Veredelungskartoffeln beinhalten. Ganz sicher stecken aber in der Position Stärkekartoffeln sehr viele Kartoffeln für die Herstellung von Pommes frites, Flocken oder Chips. Aufgrund der Erlösmöglichkeiten haben die Landwirte den Stärkekartoffelanbau sicherlich sehr vorsichtig geplant. Allzu viel vorhalten, um die Vereinbarungen mit den Stärkefabriken zu erfüllen, dürfte kaum wer. Die Interpretation liegt nahe, dass weniger Stärke- und weniger Speisekartoffeln, aber mehr Veredelungskartoffeln für die kommende Ernte angebaut wurden.
Den InVeKoS-Daten aus NRW nach weiteten die Erzeuger dort das Areal noch etwas deutlicher aus, nämlich um 6,5 Prozent auf 38.415 Hektar. Innerhalb von zehn Jahren ist damit der Kartoffelanbau in NRW um rund 9500 Hektar gewachsen. Dieses Jahr kamen fünf Prozent im Rheinland hinzu, wo 25.800 Hektar stehen und sogar fast zehn Prozent in Westfalen-Lippe, wo es nun 12.600 Hektar mit Kartoffeln gibt.
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