Chinesen kommen auf den Geschmack
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Mit den jüngsten Preisanhebungen des Vereinigungspreises über 1,60 je Kilo Schlachtgewicht hat sich die Wirtschaftlichkeit der Schweinemast entscheidend verbessert, meldet die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft. Wie lange das seit Anfang Juli stabile Preisniveau hält, ist offen. Eine erste Prüfung könnte in den Herbstmonaten Oktober und November anstehen.
Dr. Albert Hortmann-Scholten rechnet für den Spätsommer mit einem weiterhin stabilen Niveau des Vereinigungspreises. Der Geschäftsführer der bundesweit agierenden Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch e. V. sieht „die im September langsam auslaufende Grillsaison“ als einen Grund. Damit stützt jetzt die Inlandsnachfrage noch einige Wochen das stabile Preisniveau für Schlachtschweine. Die Initialzündung für den kräftigen Preisanstieg mitten im Sommer kam nach Expertenmeinung allerdings aus dem Ausland. „Die Binnennachfrage trägt den Markt nicht“, ist Herbert Klein überzeugt. Der Geschäftsführer der Unabhängigen Erzeugergemeinschaft Hohenlohe-Franken w. V. sieht den Treiber des aktuellen Preishochs im fernen Asien: „China zieht den Markt hoch.“
Ausfuhren verdoppelt
Eine Einschätzung, die die EU-Kommission mit Zahlen unterlegt. Danach erhöhte die EU im ersten Halbjahr 2016 die Drittlandsausfuhren um rund 44 Prozent auf 2,1 (Vorjahr: 1,5) Mio. Tonnen Schweinefleisch. Wichtigster Kunde war China. Es steigerte in dieser Zeit die Schweinefleischimporte aus der EU um mehr als das Doppelte auf 984.865 (Vorjahr: 457.417) Tonnen. Japan, Hong Kong, die Philippinen und die USA waren in der ersten Jahreshälfte ebenso mit zweistelligen Zuwachsraten unter den EU-Exportkunden. Rückläufig war das Geschäft mit Südkorea.
Es ist nicht nur die schiere Menge, die Schweinefleischgeschäfte mit China interessant machen. In Fernost sind neben preiswerten Artikeln wie Öhrchen, Pfötchen und Schwänzchen neuerdings auch mal teurere Stücke wie Bäuche, Kotelett und Lachsstränge verkäuflich, weiß Dr. Hortmann-Scholten.
Einen Grund für den enormen Preisanstieg zwischen April und Juli sehen manche Marktbeobachter in den sinkenden deutschen Produktionszahlen. Dieser Nachweis sei nicht einfach, sagt Hortmann-Scholten, weil der heimische Produktionsrückgang teils durch Schlachtschweinezufuhren aus Belgien und den Niederlanden überdeckt wurde. Dennoch rechnet der Oldenburger im Jahresverlauf mit einer sinkenden, deutschen Schlachtschweine-Erzeugung von einem bis 1,5 Prozent.
Eine erste Prüfung für das aktuell stabile Preisniveau erwartet er im Oktober und November „wenn traditionell die meisten Schweine auf den Markt kommen“. Oder wie es der Direktor Landwirtschaft von Vion Deutschland, Dr. Heinz Schweer, auf den Punkt bringt: „Wenn die Schlachtzahlen wieder über eine Million steigen.“ Aktuell werden wöchentlich in Deutschland zwischen 950.000 und 975.000 Schweine geschlachtet.
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