Schlechteste Braugerstenernte seit Jahren
Wegen des sehr schwierigen Anbaujahres fiel die Braugerstenernte 2023 eher schwach, inhomogen und in Teilen qualitativ schlecht aus. Sommergerste konnte 2023 in Deutschland frühzeitig nur in einem engen Zeitfenster Ende Februar /Anfang März in den Boden gebracht werden. Danach folgte eine Nässeperiode, in der die Felder nicht befahrbar waren.
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Erst Ende April/Anfang Mai konnte die Saat auf abgetrockneten Böden fortgesetzt werden. Das hatte zwei Effekte. Zum einen fiel die Sommergerstenfläche geringer aus, da Landwirte die Fruchtfolge umstellten. Zum anderen waren die Bestände zweigeteilt. Früh gesäte Gerste entwickelte sich gut, späte Saaten waren schon im Jugendstadium von Frühsommer-Trockenheit betroffen. Auch bei der Ernte war die Zweiteilung spürbar. Frühe Saaten konnten Anfang Juli gedroschen werden (ca. 50%), mit noch ordentlichen Erträgen und guter Qualität. Späte Saaten hingegen waren Mitte Juli, als eine dreiwöchige Nässeperiode die Ernte komplett unterbrach, noch vor Druschreife. Die Nässe brachte massive Qualitätseinbußen. Graue Körner, verdeck-er/offener Auswuchs waren die Folge. Oftmals ist dieser Teil der Ernte nur noch für den Futtertrog geeignet.
Zu wenig heimische Braugerste
Gegenüber dem Vorjahr wurde in Deutschland mit rund 322.500 ha etwa 14 Prozent weniger Sommergerste angebaut. Hinzu kamen noch geschätzt 45.000 ha Sommergerste in Herbstaussaat. Die Som-mergerstenernte wird auf 1,5 Mio.t in Deutschland geschätzt. Davon ist nur 50 Prozent als Braugerste geeignet, so dass sich ein Braugerstenzuschussbedarf von geschätzt 1,35 Mio.t ergibt. Das sind rund 300.000 t mehr als im Vorjahr. Europäisch fiel die Sommergerstenernte mit 6,4 Mio.t um gut 25 Prozent schwächer aus als im Vorjahr. Neun Prozent weniger Fläche und mit 35,1 dt/ha ein um 20 Prozent niedrigerer Ertrag als 2022 waren die Ursache. Für Braugerste wird ein Defizit von 220.000 t erwartet, im Vorjahr zeigte diese europäische Bilanz ein Plus von 750.000 t.
310 Euro/t für Braugerste im Süden
Braugerste erlöst derzeit mit 310 Euro/t (KW49) im Süden noch immer gute Preise. Die Prämie zu Futtergerste beträgt 140 bis 150 Euro/t. Dennoch tun sich die Braugerstenpreise schwer, den Mangel an heimischer Ware abzubilden. Auch wenn die europäische Ernte in Summe schwächer lag als 2022, so blickt Frankreich mit einem auf 1,9 Mio.t geschätzten Braugersten-Überschuss (Vorjahr 1,65) auf eine gute Ernte und steht als Rohstofflieferant zur Verfügung.
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