Was tut sich beim Braugerstenanbau in Baden-Württemberg?
Nach Angaben der Beantragung im Gemeinsamen Antrag wurden 2017 circa 51.800 Hektar (ha) Sommergersten in Baden-Württemberg ausgesät. Das entspricht einem Rückgang um 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Aus den Anbauflächen ergibt sich eine geschätzte Braugerstenproduktion von etwa 150.000 Tonnen (t).
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In Deutschland wurden insgesamt 340.000 ha Sommergerste ausgesät, woraus sich eine Gesamtproduktion von 1.200.000 t Braugerste ergibt. Ausgesät wurde in Baden-Württemberg folgende Sorten: Avalon, Planet, Grace, Quench und Propino.
Der Winter 2016/17 war relativ mild. Trotz weniger Frosttage war der Bodenzustand bei der Aussaat Anfang März in den meisten Anbaugebieten nahezu optimal, zwischen Ende März und Mitte April konnten die meisten Flächen bestellt werden. Lediglich in den Höhenlagen zog sich der Anbau bis Ende April hinaus. In der Hauptvegetationszeit war es am Anfang zu trocken und die Sonnenscheindauer war im Mai und Juli zu kurz. Zur restlichen Vegetation und zur Ernte war es oft zu feucht, sodass es nur wenige Erntetage mit optimalen Bedingungen gab.
Die Ergebnisse variierten in den verschiedenen Anbauregionen:
- Kraichgau: 40 bis 65 dt/ha
- Tauber-Region: 45 bis 70 dt/ha (je nach Standort)
- Schwaben: 40 bis 60 dt/ha
Daraus ergibt sich ein Durchschnittsertrag von 58,2 dt/ha für Baden-Württemberg. Die Vollgerstenanteile waren mit 90 bis 95 Prozent sehr hoch, variierten jedoch bei den Sorten (Avalon lag mit 90 Prozent im Trend). Die Eiweißgehalte schwankten von 10,5 bis 13,0 Prozent, bei einem landesweiten Durchschnitt von 10,8 Prozent.
Zusammenfassend lässt sich damit sagen, dass die Ernte 2017 aus Ertragssicht gut war. Negativ sind die teilweise hohen Eiweißgehalte und damit die wechselhaften Qualitäten zu beurteilen. Die Zahlen wurden bereits vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg bestätigt.
Ausblick auf den Braugerstenanbau 2018
Die Fläche für Winterweizen als wichtigste Kulturart dürfte, bedingt durch die feuchten Bedingungen im November eher etwas abgenommen haben. Der Wintergerstenanbau zeigt sich relativ stabil. Folgerichtig wird sich der Anbau der Sommerkulturen wenig ändern. Der Maisanbau, Silomais für die Tierhaltung und Gärsubstratlieferung für Biogasanlagen, dürfte ich auf konstantem Niveau zum Vorjahr halten. Der Anbau von Zuckerrüben wird, bedingt durch die Vorverträge mit der Südzucker AG, gleichbleibend sein. Gleiches gilt für den Anbau von Körnerleguminosen. Greeningmaßnahmen und die Förderung durch das FAKT in Baden-Württemberg sorgen dafür. Somit verbleiben für den Anbau von Sommergerste die gleichen Flächenanteile wie im aktuellen Anbaujahr. Der Anbau scheint sich zudem durch abgesicherte Preise auf dem Niveau halten zu können.
Vom Flächenumfang her wird die Sorte Avalon (Saatzucht Breu/Hauptsaaten) mit rund 59 Prozent Flächenanteil die Hauptsorte bleiben, gefolgt von der Sorte Planet RAGT (RAGT) mit knapp 31 Prozent (keine Empfehlungssorte der Braugerstengemeinschaft). Auf weit niedrigerem Niveau von jeweils zwei Prozent folgen die Sorten Quench (Syngenta Seeds) und Laureate (Syngenta Seeds). Die Sorte Accordine (Saatzucht Ackermann, Saatenunion) liegt mit fünf Prozent Flächenanteil noch knapp davor. Die beiden zuletzt genannten Sorten werden erst noch vom Berliner Programm geprüft.
Die Empfehlungssorte Avalon stellt bezüglich der agronomischen Eigenschaften einen Züchtungsfortschritt dar, hat sich in der Praxis bewährt und verfügt zudem über eine uneingeschränkte Verarbeitungseigenschaft der Mälzereien und Brauereien. Sie trägt durch regionale Sortenschwerpunktbildung zum hohen Standard der Qualitäts-Braugerstenerzeugung in Baden-Württemberg bei. Desweiteren wird die Sorte Grace (Saatzucht Ackermann/BayWa) für den Anbau weiter empfohlen.
Anbauverhältnisse
Die wichtigsten Anbauregionen für Braugerste sind das Taubergebiet, die Schwäbische Alb und die Schwarzwaldrandgebiete ebenso wie die klimatisch günstigeren Gäulandschaften. Der Anteil der Sommergerste an der Ackerfläche liegt in diesen Gebieten zwischen zehn und 20 Prozent. Baden-Württemberg ist nach Bayern und Niedersachen das größte Braugerstenerzeugerland in Deutschland.
Produktionszahlen
Das Sommergersten-Aufkommen lag 2017 bei circa 300.000 t. Als Braugerste können etwa 140.000 t vermarktet werden. Von den in Baden-Württemberg ansässigen fünf Handelsmälzereien werden jährlich 160.000 t Braugerste zu Malz verarbeitet. Derzeit gibt es im Ländle noch etwa 184 Brauereien, die pro Jahr knapp 6,5 Millionen Hektoliter Bier herstellen. Der Bierkonsum tendiert weiter rückläufig und liegt nur noch bei 108 Liter pro Kopf und Jahr. Vor 25 Jahren lag der Verbrauch noch bei 142 Litern. Dem entsprechend sinkt auch der Bedarf an den Rohstoffen Gerste, Malz und Hopfen.
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