Körnermais vom Überschuss zum Defizit
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Die Getreideernte ist gelaufen. Jetzt steht für Getreidehändler und Müller die Marktlage wieder im Vordergrund. Mit einem baldigen Wechsel des Preistrends beim Brotweizen sei nicht zu rechnen, während sich beim Körnermais die Marktlage schneller ändern könnte, hieß es beim Forum nach der Ernte am 24. September 2015 in Denkendorf.
Dr. Richard Volz ist der Meinung, dass der seit Wochen anhaltende Preisrückgang beim Weizen zum Stillstand gekommen ist. Eine echte Trendwende hin zu steigenden Preisen ist nach Ansicht des Getreidehändlers aber nicht erkennbar, erklärte er am 24. September in Denkendorf bei Stuttgart. Er war Gast beim Forum nach der Ernte des baden-württembergischen Müllerbunds. Als Fachbereichsleiter Weizen im Geschäftsbereich Vermarktung der Karlsruher ZG Raiffeisen hat Volz die aktuelle Marktlage im Blick.
Osteuropäer unterbieten Westeuropäer
In seinem Vortrag nannte der Experte Gründe für den aus süddeutscher und EU-Sicht stagnierenden Markt: Die Wettbewerber im Baltikum und am Schwarzen Meer sind einfach konkurrenzfähiger, sprich preisgünstiger, als die Westeuropäer. Qualitativ ist Osteuropas Weizen nicht schlechter. Der Wettbewerbsvorteil liegt besonders im günstigeren Wechselkurs der östlichen Währungen zum Dollar. Dagegen könne die EU derzeit nur etwa die Hälfte des vorjährigen Weizenexports realisieren. „Europa kommt erst später zum Zug“, erwartet Volz. Das EU-Weizengeschäft dürfte im vierten Quartal des Getreidewirtschaftsjahres 2015/16 richtig anlaufen, wenn die Osteuropäer kaum noch am Markt sind.
Weitere Gründe der stagnierenden Preise sieht Volz in der welt- und europaweit guten Weizenversorgung; aus baden-württembergischer Sicht spielt die große französische Weizenernte eine wesentliche Rolle – laut Volz die größte seit mehr als 70 Jahren. Ganz wesentlich ist auch für EU-Getreide das Währungsverhältnis vom Euro zum Dollar. Beim Blick auf die aktuellen Weizenpreise fällt auf, dass das Preisniveau markant höher ist als vor einem Jahr. Der Preisunterschied gehe nicht von der Nachfrage aus, sondern vom veränderten Verhältnis der beiden Währungen.
Körnermais in Europa unterdurchschnittlich
Anders stellt sich die Marktlage beim Körnermais dar. Während beim Weizen die Ernte weltweit durchschnittlich ausfiel, werden beim Mais in Europa deutlich unterdurchschnittliche Mengen erwartet. Gerade auch in der badischen Rheinebene. Der Wechsel im Angebot vom Überschuss zum Defizit sei nicht auszuschließen. Aufgrund der kleineren Ernte dürfte das Preisgefüge beim Körnermais Richtung Preisanstieg früher in Bewegung kommen als beim Weizen, erwartet der Badener. Die Meinung des ZG-Vertreters ergänzte ein Getreidehändler aus dem Publikum, der darauf hinwies, dass niedrige Ernten und hohe Preise in der Regel Ware aus anderen Ländern anzieht. Ein Umstand, der steigenden Preisen in der Regel im Weg steht.
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