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Braugerstenschau

Mit blauem Auge davongekommen

Im Main-Tauber-Kreis, einem der bedeutendsten Braugerstengebiete im Land, sind die Ackerbauern beim Gerstenanbau im Jahr 2018 „mit einem blauen Auge davongekommen“.
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Die Preisträger des Braugerstenwettbewerbs im Main-Tauber-Kreis mit (v. l.) dem Leiter des Landwirtschaftsamtes Meinhard Stärkel, BAGeno Geschäftsführer Berthold Walter, Klaus Wunderlich, Seniorchef der Herbsthäuser Brauerei, und Werner Rüger, Leiter Dezernat Ländlicher Raum (2. und 1. v. r.)
Die Preisträger des Braugerstenwettbewerbs im Main-Tauber-Kreis mit (v. l.) dem Leiter des Landwirtschaftsamtes Meinhard Stärkel, BAGeno Geschäftsführer Berthold Walter, Klaus Wunderlich, Seniorchef der Herbsthäuser Brauerei, und Werner Rüger, Leiter Dezernat Ländlicher Raum (2. und 1. v. r.)Bernauer
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Wie auf der Braugerstenschau des Main-Tauber-Kreises am 1. Februar in Weikersheim-Laudenbach zu hören war, hat die Braugerste nach einem feuchten Winter 2017/2018 und einem extrem warmen April mit ein paar Schauern noch mit zufriedenstellenden Erträgen und guter Qualität überzeugt. Das in der ersten Hitzewelle gebildete Wurzelwerk konnte während der Blüte und Kornfüllung den Beständen meist noch ausreichend Wasser zuführen. Bei nur geringem Pilzdruck konnten die Pflanzenschutzmaßnahmen sogar reduziert werden.

Knappe Ernte 2018

Wie sich der Markt zu Beginn des neuen Jahrs präsentiert, stellte Berthold Walter, Geschäftsführer der BAGeno Raiffeisen eG, den zahlreichen Besuchern der Veranstaltung in der Laudenbacher Zehntscheuer vor. Seine Genossenschaft, eine von noch neun selbstständigen Bezugs- und Absatzgenossenschaften (BAG) im Land, vermarktet jährlich bis zu 83.000 Tonnen Getreide. „Allein mit landwirtschaftlichen Produkten jedoch“, so bedauerte Walter, „wäre es für die Genossenschaft sehr schwer, überhaupt noch eine positive Bilanz zu erwirtschaften.“ Witterungsbedingt hat die knappe Getreideernte 2018 zu unterschiedlichen Preisströmen geführt, die aber nicht die von den Landwirten gewünschte Höhe erreicht haben. Weltweit sei der Markt mit Weizen und Mais noch komfortabel versorgt. Walter erwartet deshalb Weizenpreise, die etwa um einen Euro rauf oder runter schwanken aber nicht „die durch die Decke gehen“ werden.

Futtermittel sind das Zünglein an der Waage

Absoluter Preistreiber war 2018 der Futtermittelsektor. „Futterweizen erreicht zurzeit den gleichen Preis wie Brotweizen. Ebenso fest im Preis tendiert die Futtergerste“, berichtete Walter. Nicht funktioniert habe bis zur Stunde der Export. Dagegen würden die Importe zunehmen, was auf die mangelnde Grundfutterversorgung vieler Betriebe zurückführen ist. Hauptimporteur sei Russland, das trotz gegenteiliger Aussagen „gut gedroschen“ und die Märkte „bislang bestens bedient hat“. Es bleibe jedoch die Frage, ob Russland bis zur neuen Ernte liefern kann oder sich durch die Politik etwas ändert. Ebenso könnte sich die Situation am Futtermittelmarkt durch das Auftreten der Afrikanischen Schweinepest verändern, räumt Walter ein.

Viele Ware aus dem Ausland

Am Braugerstenmarkt, der in Deutschland etwa zur Hälfte aus dem Ausland bedient wird, kommt die Ware jetzt verstärkt aus Frankreich und aus Großbritannien, vor allem die Sorte Planet. Sollte es zu einem ungeordneten Brexit kommen, schließt Walter Preisabschläge nicht aus. Derzeit wird Planet aus Frankreich für 235 Euro/t cif angeboten. Neue Ware für Oktober zu einem Preis von 222 Euro/t.
Wegen der Trockenheit 2018 ist die BAGeno bei der Braugerste trotz deutlich mehr Anbauflächen zu eine normalen Ergebnis gekommen. Auch in diesem Jahr wird mit eine Zunahme der Braugerstenfläche gerechnet. Die angebotenen Vorverträge für 200 Euro/t wurden nach Walters Aussage“ ganz ordentlich“ angenommen. Es wird vorerst weiter auf die Sorten Avalon und Planet gesetzt. Beobachtet werden die Sorten Accordine und Leandra. Abwarten empfiehlt Walter vorerst bei Raps, dessen Preis für die Ernte 2019 bei rund 340 bis 345 Euro/t steht. Vorverträge wurden hier bislang kaum abgeschlossen. Walter kritisierte die deutschen Rapsverarbeiter, die ständig mehr Anbau fordern, ihre Ware letztlich aber von überall her beziehen, nur nicht aus Deutschland.

Zuviel Biogetreide am Markt

Sorge bereiten Walter die fallenden Preise auf dem Biogetreidemarkt, auf dem sich die BAGeno seit 1968 stark engagiert. Die Bioverarbeiter decken sich momentan nicht wie früher aus der Ernte des kommenden Jahres ein, weil sie mit gesättigten Märkten rechnen und auf sinkenden Preise hoffen. Der BAGeno-Geschäftsführer fragt sich, ob mit den häufig nur vorübergehend gewährten finanziellen Anreizen des Staates der Biomarkt „nicht eher kaputt gemacht“ wird. Hinzu drängen große Mengen an Biogetreide aus der Ukraine auf den Markt. Eiweiß aus Bio-Sojaschrot kommt derzeit aus China hinzu. Walter verweist auf die Franzosen, die einen anderen Weg gehen. Dort muss zuerst das heimische Biogetreide verwendet werden, bevor von außen Ware eingeführt werden darf.

Leandra mögliche Nachfolgerin von Planet?

Den Zuwachs im Bierausstoß der 185 baden-württembergischen Brauereien in 2018 bezifferte der Seniorchef der Herbsthäuser Brauerei Klaus Wunderlich auf 5,8 Prozent, der damit weit über dem bundesweiten Plus von rund einem Prozent liegt. Im „Berliner Programm“, in dem die Verarbeitungseignung neuer Sorten geprüft wird, sieht er die wirtschaftlichen Interessen der Landwirte durchaus berücksichtigt. In der Bewertung von der Sorte Leandra als mögliche Nachfolgerin von Planet berief sich Wunderlich auf die Aussagen von Dr. Markus Herz von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). Der Brauer wies auf die Vorteile der Sorte Leandra hin, die im Vergleich zu Planet unter anderem beim Krankheitsbefall und in der Enzymaktivität besser abschneidet. Durch ihre niedrige Viskosität verursacht Leandra auch entscheidend weniger Probleme im Sudprozess.

Anpassungsstrategien gegen Trockenheit

Dr. Holger Flaig vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) betrachte das Extremjahr 2018 aus der Sicht der Klimaforschung. Er zeigte den Landwirten eine ganze Reihe von Anpassungsstrategien im Pflanzenbau auf, mit denen sie den Risiken des Klimawandels möglichst wirksam begegnen können. Über den Wandel in der künftigen EU-Agrarpolitik sprach Joachim Hauck vom Ministerium Ländlicher Raum und Verbraucherschutz an. Er sieht die Zukunft des Ackerbaus in einem Mix aus Öko- und konventionellem Landbau, „wenn wir kostensparend und ressourcenschonend wirtschaften und auch die soziale Komponente berücksichtigen wollen“.

Die Preisträger im Braugerstenwettbewerb 2018/19

Für den Braugerstenwettbewerb des Main-Tauber-Kreises wurden 71 Proben von insgesamt fünf Sorten eingereicht und bonitiert. Dazu zählten Avalon von Breun Saatzucht (52 Proben), Laureate von Syngenta (3), RGT Planet von R.A.G.T. (13) SY Tepee von Syngenta (2) und Accordine von Ackermann Saatzucht (1). Nach dem Qualitätsurteil der Bewertungskommission (äußere Wert maximal 27 Punkte) und dem Labor der LTZ Augustenberg (innere Werte maximal 14 Punkte) bekommt den ersten Preis die Bernhard und Christian B&C Honikel GbR, Königheim (Winterbraugerste SY Tepee) mit voller Punktzahl 41. Den zweiten Preis teilen sich Reinhold Bamberger, Grünsfeld (Avalon); Michael Glock, Königheim (Avalon); B&C Honikel (RGT Planet) und Thomas Model, Neuses (Avalon). Dritte Preise gehen an Stefan Blassauer, Paimar; Jürgen Kraus, Paimar; Alwin Uhl, Reckerstal; Stefan Lanig, Unterbalbach; Martin Gremminger, Eiersheim; Alexander Strebel, Beckstein (jeweils mit der Sorte Avalon) und Alois Lutz, Gaukönigshofen/Bayern (RGT Planet).
 

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