Ergebnisse Sommergerste
Sieben Sorten wurden auf den Prüfstand gestellt. Die Ergebnisse hat Maria Müller-Belami vom LTZ Augustenberg für Sie zusammengestellt.
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Landwirtschaft, Mälzereien und Brauereien waren mit der Ernte 2019 von Sommergerste im Großen und Ganzen zufrieden: mit einem landesweiten Erntedurchschnitt von 62 dt/ha lagen die Kornerträge über dem zehnjährigen Mittel von 56 dt/ha, berichtet das Statistische Landesamt.
Allerdings waren die Hektarerträge und die Qualitäten je nach Region sehr heterogen. Entscheidender Faktor war wie schon im Vorjahr das Wetter zum Ende der Vegetationszeit. In den späteren Regionen konnten die Bestände aufgrund ausgiebiger Niederschläge die Kornfüllungsphase noch in Ruhe beenden und abreifen. Dagegen setzten Hitze und Wassermangel vor allem in den frühen Gebieten die Gerste unter Stress, was zu einer sehr schnellen Abreife führte. Zwar wurden die Qualitätsanforderungen für Braugerste insgesamt erfüllt, aber die Abweichungen der Einzelwerte nach oben und unten waren 2019 sehr groß. Am auffallendsten waren die Differenzen bei den Rohproteinwerten: 2019 gab es viele Partien mit Unter- und Übereiweiß. Auch der Vollgerstenanteil unterlag starken Schwankungen und produzierte einiges an Sortiergerste.
Dagegen hatten die trockene Witterung im Frühjahr und der kühle Mai einen positiven phytosanitären Einfluss. Die Beständen blieben relativ lange gesund. Erst nach dem Ährenschieben traten ertragsrelevante Infektionen wie Ramularia und Rhynchosporium auf. Der Befall hielt sich allerdings in Grenzen. Durch die extreme Hitze zum Vegetationsende hatten Schimmelpilze und andere Mikroorganismen keinen Spielraum mehr.2019 wurden alle acht Versuchsstandorte in Baden-Württemberg beerntet und ausgewertet.
Die Versuche werden zweifaktoriell angelegt: In der reduzierten Variante V1 wird im Gegensatz zur intensiven Variante V2 auf Halmverkürzer und Fungizide verzichtet. Die Begleitmaßnahmen wie Herbizide und Düngung sind in beiden Behandlungsstufen gleich.
Ramularia dominierte
Der Ertragsunterschied zwischen den Varianten über alle LSV-Prüfstandorte belief sich auf durchschnittlich 13 dt/ha, bedingt durch Lager, Rhynchosporium und Ramularia. An den Höhenstandorten wie St. Johann und Döggingen waren die Differenzen minimal, in Boxberg betrug der Unterschied 23 dt/ha. Mit Ausnahme von St. Johann lagen die Erträge in der behandelten Variante um oder über 80 dt/ha. Wie in den Jahren zuvor war Ramularia die dominierende Krankheit. Ertragseinbußen gab es ferner durch Halmknicken wegen der raschen und frühen Abreife.
Die Qualitäten der Sommergerste 2019 sind ein Spiegelbild der Praxis: Sie sind hinreichend für Standardanforderungen des Handels, aber mit deutlichen regionalen Schwankungen. Die Rohproteinwerte liegen zwischen 10,1 Prozent (Bönnigheim) und 12,9 Prozent (St. Johann). Die Sortierungen bei größer als 2,5 Millimeter (durchschnittlich 94,5 Prozent) reichen von 97,7 Prozent (St. Johann) bis 90,4 Prozent (Orschweier). Das Hektolitergewicht kommt auf 66 Kilogramm und liegt somit unter dem Vorjahreswert von 69,5 Kilogramm.
Avalon mit 670 Hektar Vermehrungsfläche in Baden-Württemberg und RGT Planet mit 370 Hektar bleiben die wichtigste Sommergersten im Praxisanbau. Leandra belegte 2019 mit 75 Hektar Vermehrung den dritten Platz.
Die Sortenbeschreibungen
Accordine: Ausgeglichene homogene Sorte, 2019 über die Prüfstandorte und Varianten unterdurchschnittliches Ertragsniveau; mehrjährig deutlich höhere Erträge, besonders in V1; längerer Wuchs, mittlere Standfestigkeit (2,3); mittlere Halm- (5,3) und Ährenstabilität (2,3); durchschnittliche Blattgesundheit; unterdurchschnittlicher Vollgerstenanteil (73,3 dt); Protein überdurchschnittlich hoch (11,3 Prozent); TKM mittel (49,5 g).
Avalon: 2019 gutes Ergebnis in Döggingen; ein- und mehrjährig unterdurchschnittliche Erträge sowohl in V1 wie auch in V2; mittlere Standfestigkeit (2,1), Halm- (5,3) und Ährenstabilität (2,6); deutlicher Mehltaubefall (2,7), leichte Anfälligkeit für Netzflecken (3,3), Ramulariaanfälligkeit unterdurchschnittlich (4,6); sehr gute Sortierung (96,2 Prozent); mittlerer Vollgerstenanteil (75,8 dt); Protein überdurchschnittlich hoch (11,3 Prozent); TKM hoch (50,6 g).
KWS Beckie: Futtergerste; 2019 hervorra- gende Erträge in V1 am Standort Bönnigheim und in V2 am Standort Boxberg; insgesamt einjährig in V1 unter dem Durchschnitt, in V2 darüber; kurze Sorte mit guter Standfestigkeit (1,8); mittlere Halm- und Ährenstabilität; durchschnittlich blattgesund, erhöhte Anfälligkeit für Rhynchosporium (3,8); gutes Hektolitergewicht (66,5 kg); gute Sortierung größer als zwei Millimeter (99,3 Prozent), mittlerer Proteingehalt (11,0 Prozent).
Leandra: 2019 annähernd homogene Erträge in V2, dagegen sehr unausgeglichen in V1; insgesamt einjährig mit überdurchschnittlichem Ertragsniveau, ertragsstärker in der unbehandelten Variante; mehrjährig durchschnittliche Leistungen; mittlere Standfestigkeit (2,3) und Ährenstabilität (2,4), erhöhtes Halmknicken (6,7); geringer Rhynchosporiumbefall (2,1), 2019 stärkere Ramulariainfektion (5,4); TKM sehr hoch (51,4 g), durchschnittliche Sortierung (94,7 Prozent), höchster Vollgerstenertrag (78,3 dt); überdurchschnittlich hoher Proteingehalt (11,3 Prozent).
Vier Sorten empfohlen
Prospect: 2019 ertragsstärkste Prüfsorte in der behandelten Variante, in der reduzierten Variante hohe Erträge; mehrjährig in beiden Varianten sehr hohes Ertragsniveau; mittlere Standfestigkeit (2,0); Halmstabilität (5,1) gut; mittlere Ährenstabilität und Blattgesundheit; niedrige Sortierung (92,7 Prozent), hoher Vollgerstenertrag (77,3 dt), Protein (10,8 Prozent) und TKM (46,2 g) unterdurchschnittlich.
Quench: 2019 in der behandelten Stufe hoher Kornertrag am Standort Orschweier, insgesamt ein- und mehrjährig mit unterdurchschnittlichen Erträgen; durchschnittliche agronomische Eigenschaften; mittleres Resistenzspektrum mit Ausnahme von Ramularia (5,5); Sortierung (93,3 Prozent) und Vollgersteertrag (74,2 dt) unterdurchschnittlich; mittlerer Proteingehalt (11,0 Prozent).
RGT Planet: 2019 über die Standorte und Varianten sehr hohe Ertragsleistung; mehrjährig über alle Anbaugebiete und Varianten ertragsstärkste Sorte; standfest (1,9), mittlere Halm (5,7)- und Ährenstabilität (2,2); durchschnittliche Blattgesundheit; unterdurchschnittlicher Proteingehalt (10,7 Prozent); Vollgerstenanteil mittel (76,8 dt); TKM (49,3 g) mittel.
Empfehlungssorten 2020: Avalon, Leandra, RGT Planet (im Vertragsanbau), Accordine (im Vertragsanbau). Bei der Auswahl der Empfehlungssorten werden neben dem Ertrag agronomische Eigenschaften, Krankheitsresistenzen, Qualitäten sowie Anforderungen der aufnehmenden Hand mit berücksichtigt.
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